
Düsseldorf und Eurovision: "Ein Werbewert von 200 Millionen Euro"
Ein Glücksfall für das Stadtmarketing: Düsseldorf rüstet sich für den Eurovision Song Contest. Und holt sich kreativen Rat von Agenturchef Ralf Zilligen und PR-Expertin Alexandra Iwan. Im Interview mit W&V Online erklärt Zilligen, wie Düsseldorf das Event für sich nutzen will.
Diese Chance, an ihrem Image zu arbeiten, lässt sich die Stadt Düsseldorf nicht entgehen: Am 14. Mai werden rund 120 Millionen Zuschauer am TV sitzen, um beim Eurovision Song Contest (ESC) mitzufiebern, den Lena nach Deutschland holte. Damit erwies sie auch der Stadt Düsseldorf einen Riesen-Dienst, denn diese rückt damit europaweit ins Rampenlicht. "Der Tag, an dem die Entscheidung für Düsseldorf als Austragungsort für den Eurovision Song Contest 2011 gefallen ist, ist auch der Geburtstag für eine neue mediale und touristische Betrachtung unserer schönen Stadt am Rhein", freut sich Oberbürgermeister Dirk Elbers.
Düsseldorf rüstet sich für das "größte Ereignis in der Stadtgeschichte"und stellt laut einem Bericht des "Handelsblatt" rund 7,8 Millionen Euro aus dem Stadtmarketing-Topf bereit. Damit die Stadt vor und während des Wettbewerbs zu einer großen Partyzone wird, hat Oberbürgermeister Elbers zahlreiche Arbeitsgruppen und eine Ideenbörse eingerichtet. Eine eigene ESC-Website informiert Bürger und Gäste. Um die Bürger anzuwärmen, gibt es den eigens komponierten Soundtrack "Rhytmus meiner Stadt", zum Programm gehören ein Newcomer-Contest für regionale Bands und Kinder. Und der Funke springt langsam über, mehr als 500 Volunteers haben sich bereits gemeldet.
Kreativ beraten wird die Stadt von einer Task Force mit Kreativdirektor Ralf Zilligen, Chef der Düsseldorfer Agentur Arthur Schlovsky, und Alexandra Iwan, Chefin der PR-Agentur Textschwester. Ihre Aufgabe: Die beiden Kommunikationsexperten sollen das "positive Lebensgefühl Düsseldorfs" transportieren.
Im Interview mit W&V Online erklärt Agenturchef Ralf Zilligen, wie das gelingen soll.
Was genau sind Ihre Aufgaben? Welche Ideen bringen Sie ein?
Der ESC ist als weltweit größte Musikveranstaltung für die Stadt Düsseldorf das wichtigste Ereignis in diesem Jahrzehnt. Dass sich die Stadt in der weltweiten Öffentlichkeit dabei von ihrer allerbesten Seiten zeigen will, ist doch klar. Meine Partnerin Alexandra Iwan und ich unterstützen das Projekt-Team mit Ideen rund um das Rahmenprogramm, mit medialen Ideen und natürlich mit Kommunikationsideen, mit denen die über 2.500 internationalen Journalisten erreicht werden, die von Anfang bis Mitte Mai in Düsseldorf sein werden.
Welche Marketingmaßnahmen plant die Stadt?
Den ESC zu holen, war schon die beste Marketingmaßnahme überhaupt. Wir rechnen allein mit einem Werbewert von annähernd 200 Millionen Euro – die zahlreichen Aktivitäten der Sponsoren nicht mitgerechnet. Der NDR als Veranstalter wirbt selbstverständlich mit hohem Druck, die ansässigen Unternehmen nutzen dieses Ereignis, um sich ins internationale Schaufenster zu stellen. Aber die wichtigste Marketingmaßnahme verantworten die Bürger: Perfekte Gastgeber zu sein. Dabei werden sie von der Stadt Düsseldorf nach Kräften unterstützt.
In Düsseldorf gibt es viele Agenturen. Wie kam die Zusammenarbeit mit Ihnen zustande?
Der Oberbürgermeister Dirk Elbers kam selbst auf die Idee, sich bei zwei zentralen Fragen Unterstützung von außen zu holen: Was wollen wir anlässlich des ESC über Düsseldorf kommunizieren und wie wollen wir das tun? Dabei kam er auf Alexandra und mich, weil wir beide die Stadt schon seit Jahren an verschiedenen Stellen beraten haben.
Wie kann die Stadt Düsseldorf langfristig von diesem Event profitieren?
Gegenfrage: Wie profitiert eine Region von der Ausrichtung der Fußball WM oder der Olympischen Spiele? Genau das ist die Größenordnung. 120 Millionen Zuschauer werden damit an ihren Fernsehern erreicht und 42 Länder sind hier zu Gast. Das ist eine enorme Reichweite, um auf die touristischen, gastronomischen, kulturellen und ökonomischen Schokoladenseiten der Stadt aufmerksam zu machen. Oslo, der Gastgeber des letzten Jahres, hat allein knapp 11 Prozent mehr Touristen seit der Ausrichtung. Das würden wir in Düsseldorf gerne noch ein bisschen toppen.
Viele Städte hatten sich beworben: Warum ist Düsseldorf der ideale Ort für den Eurovision Song Contest?
Faktisch war die Düsseldorf Arena ausschlaggebend. Ihre Kapazität, ihre Ausstattung und ihre Logistik sind beispielhaft und der perfekte Ort für eine Veranstaltung dieser Dimension. Geografisch ist die Lage Düsseldorfs ideal für die An- und Abreise der hunderttausenden von Gästen aus dem In- und Ausland. Na, und was die Leidenschaft angeht, macht uns Düsseldorfern sowieso keiner was vor. Die Stadt fiebert regelrecht dem Ereignis entgegen. Das können Sie schon daran sehen, wie viele Freiwillige sich als so genannte VIP-Volunteers gemeldet haben, die während des ESC den Besuchern aus dem Ausland die Stadt abseits der Reiseführer zeigen wollen. Chapeau!
Haben Sie noch einen Ausgehtipp? Wohin nach und vor dem Contest?
Wer in den nächsten Tagen und Wochen nach Düsseldorf kommt, sollte sich unbedingt die Ausstellung „Zeitgeist und Glamour“ im NRW-Forum ansehen. Nach dem ESC wird es in Düsseldorf jede Menge neue, aufregende und überraschende Attraktionen geben, die allein dadurch entstehen, dass sich der Eurovision Song Contest wie eine Zündkerze auf neue Ideen auswirken wird.