Eines wurde recht deutlich: Insgesamt soll der "Focus" wieder politischer werden. Ein Vorstoß in eine Problemzone? Vor allem Politik-Titel rangierten im Einzelverkausranking am unteren Ende. Ein möglicher Grund dafür, dass das Nachrichtenmagazin in den vergangenen zwölf Monaten nicht einmal eine Handvoll klassischer Politik-Cover an den Kiosk brachte. Quoos, gelernter Nachrichtenmann mit Boulevard-Background, findet vielleicht den richtigen Dreh, um dem Leser News schmackhaft zu machen. Der neue Chefredakteur kam aber nicht allein nach München. Mit im Schlepptau: der neue Fotochef Thorsten Fleischhauer sowie die neue stellvertretende Leiterin des Berliner Hauptstadtbüros, Ulrike Demmer, die vom "Spiegel" zu Burdas Nachrichtenmagazin wechselte. Fleischhauer kommt ebenfalls wie Quoos von der "Bild"-Zeitung. Er soll nach Informationen von W&V Online Rüdiger Schrader ablösen.

Ein weiterer Punkt ist Quoos, der als sehr bodenständig und geradlinig beschrieben wird, offenbar sehr wichtig: Er will das Verhältnis zu Focus Online neu aufsetzen. Anders als bei "Stern", "SZ" oder "Spiegel", sind bei "Focus" das Print-Heft und die Online-Ausgabe unter zwei verschiedenen Konzerndächern angesiedelt. Focus Online ist keine Tochter von Hubert Burda Media, sondern der Tomorrow Focus AG. Eine komplizierte Konstruktion, an der die Macher der beiden Medien immer wieder zu knabbern hatten. Aber: Print-Chef Quoos und Online-Chef Daniel Steil kennen sich  aus "Bild"-Zeiten - das dürfte hilfreich sein. "Ich habe Print-Journalismus im Blut, aber weiß auch, dass wir von einer engen Zusammenarbeit mit Focus Online nur profitieren können", so der neue Chefredakteur. Die drängende Frage der Mitarbeiter, ob die Redaktion nun komplett nach Berlin umziehe, beantwortete der Vorstand ausweichend. Aus dem Verlagsumfeld ist jedoch zu hören, dass der Verleger darüber erst im Frühjahr entscheiden werde. Bis dahin wird sich auch zeigen, ob Quoos das "größe Entwicklungsprojekt Deutschlands“, wie Welte das Nachrichtenmagazin zu Zeiten Wolfram Weimers nannte, stemmen kann.


Autor: Lisa Priller-Gebhardt

Sie schreibt als Autorin überwiegend für W&V. Im Zentrum ihrer Berichterstattung steht die geschwätzigste aller Branchen, die der Medien. Nach der Ausbildung an der Burda Journalistenschule schrieb sie zunächst für Bunte und das Jugendmagazin der SZ, Jetzt. Am liebsten sind ihr Geschichten der Marke „heiß und fettig“.