
Escada an indische Mittal verkauft
Das Stahlunternehmen Mittal gewinnt das Bietergefecht und übernimmt den insolventen Modekonzern Escada. Treibende Kraft hinter dem Geschäft soll Mittal-Schwiegertochter Megha Mittal sein.
Der insolvente Luxusmode-Hersteller Escada wird an die Familie des indischen Stahlmagnaten Mittal verkauft. Insolvenzverwalter Christian Gerloff habe einem Kauf- und Übertragungsvertrag mit einem Trust der Familie unterzeichnet, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend in München mit. Vorausgegangen war ein wochenlanges Bietergefecht um die einst größte Damenmodemarke der Welt, nachdem Escada Insolvenz angemeldet hatte.
Escada hat derzeit weltweit noch rund 2.200 Beschäftigte, davon rund 500 am Firmensitz in Aschheim bei München. Zum Kaufpreis machte ein Unternehmenssprecher keine Angaben.
Treibende Kraft hinter der Übernahme soll Megha Mittal sein, die Schwiegertochter des Stahlunternehmers Lakshmi Mittal. Mit der Transaktion soll der Geschäftsbetrieb des einst größten deutschen Damenmodekonzerns einschließlich der Mitarbeiter und der weltweiten Markenrechte auf den Trust übergehen. Die Vereinbarung umfasst auch die Produktionsstätten und die Vertriebsstruktur des Unternehmens.
Der Escada-Vorstand habe sich mit dem Investor auf eine Zusammenarbeit geeinigt, hieß es. Basis sei dabei die von Escada-Chef Bruno Sälzer 2008 auf den Weg gebrachte Neuausrichtung des Unternehmens. Damit werde die Kontinität im operativen Geschäft gesichert. Der vorläufige Gläubigerausschuss hat dem Verkauf bereits zugestimmt. Das Geschäft steht jetzt noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe.
Escada war durch hohe Verluste, Umsatzrückgänge und eine drückende Schuldenlast in die Existenzkrise geraten. Mitte August musste das Unternehmen Insolvenzantrag stellen, nachdem zuvor ein finanzieller Notplan für den Konzern gescheitert war.
Dabei hatten die Gläubiger einer Anleihe mit einem Volumen von 200 Millionen Euro auf einen Großteil ihres Geldes verzichten sollen. Von dem jetzt vereinbarten Deal sind diejenigen Escada-Tochtergesellschaften ausgenommen, die Garantiegeber für die Escada-Anleihe sind.
Der Vereinbarung ging eine heftige Bieter-Schlacht voraus, anfangs hatte gut ein Dutzend potenzieller Investoren ihr Interesse angemeldet. Zuletzt waren neben der Mittal-Familie Medienberichten zufolge noch Sven Ley, der Sohn des Escada-Firmengründers, sowie die libanesische Finanzholding M1 im Rennen. Dem Vernehmen nach hätte Ley Escada-Chef Sälzer durch den Mode-Manager Giacomo Santucci ersetzen wollen, der das Unternehmen wieder stärker auf das oberste Luxus-Segment konzentrieren sollte. Zu den Hintergründen für die jetzt getroffene Vereinbarung wurde am Donnerstagabend nichts bekannt. Für die Mittal-Familie dürfte aber auch ihre Finanzkraft gesprochen haben.