
Exklusiv: Gruner + Jahr lässt Prinovis fallen
Weil das Hamburger Zeitschriftenhaus Gruner + Jahr einen Auftrag für seine Drucktochter Prinovis nicht verlängern will, muss das Unternehmen am Standort in Itzehoe die Reproabteilung eher als geplant schließen.
Das Hamburger Zeitschriftenhaus Gruner + Jahr (Stern, Geo) will offenbar einen Vertrag über Reproleistungen beim Tiefdruckonzern Prinovis nicht verlängern. Dadurch ist der Druckkonzern gezwungen, die Reproabteilung zum frühest möglichen Zeitpunkt zu schließen. 24 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Ihnen will Prinovis betriebsbedingt kündigen. Dies erfuhr Werben & Verkaufen aus Unternehmenskreisen.
Ursprünglich sollte die Repro-Abteilung erst 2013 dicht gemacht werden. So hatte sich der Konzern bereits 2007 entschieden, den Bereich wegen fehlender wirtschaftlicher Perspektive zu schließen. Geplant war, die Mitarbeiter aber sozialverträglich abzubauen. Daraus wird nun nichts. "Ein dramatischer Preisverfall - und die damit verbundene deutliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation - hat nun zum Entschluss geführt, die Abteilung Repro Itzehoe bereits im kommenden Jahr aufzulösen", bestätigt ein Prinovis-Sprecher. Ob Gruner + Jahr den Repro-Auftrag nicht verlängern will, äußert sich Prinovis nicht. "Prinovis wird trotzdem weiterhin für seine Kunden zur Verfügung stehen. Dazu wird derzeit ein neues Geschäftsmodell entwickelt", so ein Prinovis-Sprecher.
Ein Gruner + Jahr-Sprecher betont auf Anfrage, dass noch nicht entschieden sei, ob das Verlagshaus den Repro-Auftrag verlängern oder an andere Dienstleister abgeben will. "Wir überprüfen beständig unsere 'Einkaufskonditionen', das ist unser "normales Doing", erklärt ein Firmensprecher.
Am Standort Itzehoe hatte wegen der bevorstehenden Schließung der Repro-Abteilung der Betriebsrat gestern die gesamte Belegschaft zu einer Infoveranstaltung aufgerufen, währenddessen alle Drucker ihre Arbeit zeitweise niederlegten. Gruner+ Jahr hatte bislang seit Jahren die Repro-Leistungen für seine Flaggschiffe "Stern", Brigitte" sowie "Geo" bei Prinovis eingekauft. Offenbar will aber die Bertelsmann-Tochter nun auf Fremddienstleister umschwenken, die günstiger sind als der Druckkonzern. Pikant: An Prinovis ist Gruner + Jahr mit mehr als 30 Prozent beteiligt, also Mitgesellschafter.
In Belegschaftskreisen ist deshalb die Verärgerung groß, dass Gruner + Jahr den Repro-Auftrag nicht verlängern will. "Gruner + Jahr lässt uns einfach fallen", meint ein Betriebsratsmitglied. Der drohende Verlust des Auftrags über Reproleistungen verschärft die Ertragslage bei dem Unternehmen. Erst jüngst hatte Prinovis einen millionenschweren Auftrag für den Druck des Quelle-Katalogs verloren. Der Druckriese leidet unter erheblichen Überkapazitäten sowie Preisverfall.