Das vegetarische Konzept kam in den deutschen Läden gut an: "Wir hatten uns ursprünglich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 rund ein Drittel unseres Umsatzes mit fleischfreien Artikeln zu erzielen", sagt Röben. "Wenn es so gut weiterläuft wie bisher, werden wir dieses Ziel jedoch viel früher erreichen." Bereits im kommenden Herbst sollen die vegetarische Produkte 30 Prozent der Wochentonnage ausmachen. Damit wolle Rügenwalder Mühle den Wurstmarkt "revolutionieren".

Die deutsche Fleischindustrie lässt das kalt - der Verbrauch an Wurst und Fleisch ist laut dem Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie (BVDF) in den vergangenen drei Jahren konstant geblieben. Der Deutsche Fleischer-Verband sieht die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema Ernährung positiv. Sie bringe den Fleischern neue Kundschaft an die Wursttheke

Der Geschäftsführer des BVDF, Thomas Vogelsang, sieht Rügenwalders Bemühungen nicht als Kampfansage: "Es ist eher ein Revolutiönchen." Der Marktanteil der fleischlosen Produkte sei noch sehr klein. Zwar werde die vegetarische Ernährung in den Medien sehr verbreitet. "Die Einkaufsrealität ist aber eine andere", sagt Vogelsang.

Die überwältigende Mehrheit (92 Prozent) der Bevölkerung hat der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) zufolge im vergangenen Jahr nie oder weniger als einmal im Monat Fleischersatzprodukte gegessen. Nur rund elf Millionen Kunden hätten dafür im Schnitt 19 Euro im ganzen Jahr ausgegeben. Insgesamt seien das 213 Millionen Euro gewesen.

"Die Fleischersatz-Branche ist eine sehr kleine Nische", sagt Vogelsang. Dass sich gerade traditionelle Wursthersteller dafür interessieren, überrascht ihn aber nicht: "Das Knowhow und die Anlagen dafür sind da. Es ist also naheliegend."

"Es gibt sicher einen Markt dafür", sagt Gero Jentzsch, Sprecher des Deutschen Fleischer-Verbands, der bundesweit rund 14 000 Betriebe vertritt. Auch im Handwerk sei das Thema Fleischverzicht angekommen - vor allem im Bereich Catering und Partyservice müssten die Fleischer umstellen. "Es gibt kein Buffet mehr ohne vegetarische Angebote", sagt Jentzsch. Im Verkauf sei das Fleischerhandwerk noch in einer Experimentierphase. Er könne sich aber auch von Hand hergestellte vegetarische und vegane Produkte in den Theken vorstellen. "Warum sollte eine Tofu-Wurst nicht handgemacht werden?"

Gerade die sogenannten Flexitarier seien für das Fleischerhandwerk eine neue Kundengruppe. Sie setzen sich bewusst mit dem Fleischkonsum auseinander, wollen aber nicht auf ein Steak oder Grillwurst verzichten. "Sie gehen häufiger ins Fleischfachgeschäft und nicht zum Discounter", sagt Jentzsch.

Die Flexitarier hat aber wohl auch die Rügenwalder Mühle im Blick. Zum Veggie-Schnitzel, das seit Mitte Mai zu haben ist, gibt es mehrere Online-Clips auf Youtube:

Ein TV-Spot von Rügenwalder Mühle zum Veggie-Schnitzel: