Grund genug für Unilever, um das Image der Margarine wieder aufzupolieren. Seit 1962 betreibt der Lebensmittelhersteller gemeinsam mit weiteren Partnern das Margarine Institut, das den Markt mit Studien ausstattet, die beispielsweise beweisen, "dass alleine der Austausch von Butter gegen Diät-Margarine zu einer durchschnittlichen LDL-Cholesterinsenkung von 11 Prozent führt". Und die Konsumenten werden neuerdings auf der Website www.margarine-geniessen.de mit schönen Bildern und vertrauenserweckenden Informationen gefüttert. Die strittigen Pflanzensterine werden allerdings dort mit keinem Wort erwähnt.

Unilever-Sprecher Konstantin Bark wiegelt gegenüber W&V ab: In einer Markterhebung habe man festgestellt, dass ohnehin nur ein Prozent der Becel pro activ-Esser nicht Personen sind, für die das Produkt nicht gedacht ist. Die Kampagne von Foodwatch habe dem Umsatz der Anti-Cholesterin-Margarine "sicher nicht gut getan", aber er sei auch nicht gerade "total eingebrochen", so dass die Marke an sich nicht gefährdet sei. Generell leide der Markt unter Absatzschwächen. Unilever-Mann Bark erklärt sich das unter anderem mit dem geänderten Essverhalten der Deutschen, die heute viel mehr außer Haus verzehren und weniger frühstückten also noch vor ein paar Jahren. Nur Melangeprodukte mit Butter und Margarine sowie Flüssigmargarine seien im Aufwind.

Die weitere Auseinandersetzung mit Foodwatch und die Berufungsverhandlung sieht Bark nach eigener Aussage "ausnahmsweise tiefenentspannt", denn in erster Instanz habe man klar gewonnen. Die EU-Hinweisänderung, an der Foodwatch den Protest noch einmal aufgehängt hat, sei marginal gewesen: Man hätte nur ein bisschen am Wording feilen müssen.

Noch steht kein Verhandlungstermin für das Berufungsgericht, dem Hanseatischen Oberlandesgericht, fest, aber eines darf sicher sein: Bis dahin werden noch einige scharfe Pressemitteilungen, in denen jeder Kontrahent sein Fett abbekommt, zu erwarten sein.


Autor: Anja Janotta

seit 1998 bei der W&V - ist die wohl dienstälteste Onlinerin des Hauses. Am liebsten führt sie Interviews – quer durch die ganze Branche. Neben Kreativ- und Karrierethemen schreibt sie ab und zu was völlig anderes - Kinderbücher. Eines davon dreht sich um ein paar nerdige Möchtegern-Influencer.