Freizeitpark statt Radiobranche: Warum Erwin Linnenbach noch einmal neu anfängt
Nach zwanzig Jahren beim Radiounternehmen Regiocast ist für Erwin Linnenbach jetzt Schluss. Künftig will er sich als Mehrheitsgesellschafter um den Freizeitpark Belantis bei Leipzig kümmern. Wie er sich das vorstellt, erzählt Erwin Linnenbach im W&V-Interview.
Er gilt als einer der prägenden Köpfe der Radiobranche. Aber nach zwanzig Jahren beim Radiounternehmen Regiocast ist für Erwin Linnenbach jetzt Schluss. Künftig will er sich als Mehrheitsgesellschafter (53 Prozent) um den Freizeitpark Belantis bei Leipzig kümmern. Wie er sich das vorstellt, erzählt Erwin Linnenbach im W&V-Interview.
W&V Online: Linnenbach und Regiocast, igendwie gehört das zusammen. Was waren denn die Gründe, als Geschäftsführer nicht mehr weitermachen zu wollen?
Linnenbach: Ich habe mir darüber viele Gedanken gemacht, immerhin gehe ich mit 51 Jahren ja auch ein gewisses Risiko bei dieser Entscheidung ein. Aber es war ohnehin eher untypisch für mich, zwanzig Jahre das gleiche zu machen. Ich habe von anderen immer Veränderungsbereitschaft verlangt. Das gilt natürlich erst recht für mich. Und jetzt ist es an der Zeit, etwas Neues zu riskieren und nicht mehr als angestellter Chef, sondern als Eigentümer noch einmal durchzustarten. Diese Chance wollte ich unbedingt nutzen.
Wann fangen Sie denn nun bei Belantis an?
Einen Anfang gibt es in dem Sinne nicht, ich habe ja nicht vor, mich ins operative Geschäft einzumischen. Das ist beim Management unter Nikolaus Job in besten Händen. Ich hoffe, dass ich als Inhaber in Anspruch genommen werde, wenn es darum geht, die Kapital- und Finanzierungssituation zu verbessern. Meine Rolle wird es sein, Partner zu suchen, politische Gespräche zu führen und Lobbyarbeit zu leisten.
Das Geschäft mit Freizeitparks gilt nicht unbedingt als einfaches.
Das stimmt. Ich sehe mich auch eher als Azubi. Ich habe zwar in den letzten zwölf Jahren in diesem Bereich viel gelernt, ich würde aber nicht behaupten wollen, dass ich darin eine Expertise habe. Die hat die Geschäftsführung des Parks.
Haben Sie dort nun ein Büro – neben der Achterbahn?
Nein, leider nicht.
Ihr Alltag war jetzt zwanzig Jahre lang von Terminen und Sitzungen geprägt. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass Sie nun zuhause sitzen und darauf warten, ob Sie operativ gebraucht werden.
Das kann ich mir auch nicht vorstellen. Ich werde sicher noch ein paar Sachen mehr machen. Unter anderem bleibe ich ja Gesellschafter der Regiocast. Ich bin trotzdem gespannt, wie tief das Loch ist, in das ich jetzt in ein paar Tagen hineinfalle. Jetzt muss ich zunächst einmal zahlreiche Termine und Vorträge absagen. Denn das ist jetzt erstmal passé.
Und wie füllen Sie dieses Loch?
Ich habe mir vorgenommen, im September vier Wochen lang den Frankenweg zu wandern. Mit Rucksack, alleine, über 520 Kilometer. Da wird mir einiges durch den Kopf gehen.
Wer übernimmt denn künftig bei der Regiocast die Rolle des strategischen Vordenkers?
Die Regiocast wird in ihrem Streben nach Zukunftsgestaltung des Radios nicht nachlassen, dieser Geist ist im Unternehmen fest verankert. Die Rolle des Sprechers der Geschäftsführung übernimmt Rainer Poelmann, der natürlich seine eigenen Stärken mitbringt. Den Bereich Radio wird weiterhin Dirk van Loh als Geschäftsführer verantworten. Kommunikation und Politik macht Boris Lochthofen. Insofern wahrt das Unternehmen ein hohes Maß an Kontinuität.
Behalten Sie dort Ihr Büro?
Nein, ich bin raus. Ich werde nach meinem Urlaub noch einmal wiederkommen und alle Sachen einpacken. Und ich werde noch ein letztes Mal den schönen Blick auf den Leipziger Markt genießen. Aber dafür kann ich dann vielleicht tagsüber mal im Café sitzen.
Klingt nach Homeoffice.
Genau. Wobei ich mir vorstellen kann, dass ich mich später irgendwo in eine Bürogemeinschaft einmiete. Zuhause arbeiten konnte ich noch nie gut.