
Fußball-Studie: Fan-Gewalt bedroht Wachstumskurs der Bundesliga
Die Bundesliga ist die profitabelste Fußball-Liga in Europa und dem Umsatzchampion Premier League dicht auf den Fersen. Das belegt der "Annual Review of Football Finance" des Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte. Der Wachstumskurs wird jedoch durch die Fan-Gewalt bedroht.
Die Bundesliga ist die profitabelste Fußball-Liga in Europa. Das belegt der "Annual Review of Football Finance" des Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte. Zum 21. Mal untersuchte Deloitte die Finanzdaten im europäischen Spitzenfußball. Grundlage waren die Zahlen aus der Saison 2010/11.
"Der zusätzliche Champions-League-Platz ab der Saison 2012/13 und die Steigerung der Erlöse aus der nationalen Medienvermarktung ab 2013/14 um 50 Prozent wird das beeindruckende Wachstum der Bundesliga weiter begünstigen", glaubt Stefan Ludwig, Leiter der Sport Business Gruppe von Deloitte Deutschland. "Die Bundesliga bleibt somit ärgster Verfolger der Premier League und hat sie bereits in den Bereichen Zuschauerzahlen, kommerzielle Erlöse und Profitabilität überholt." Auch die starke Wirtschaft in Deutschland im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern trägt mit zu den guten Aussichten bei. "Das ist ein ganz, ganz großer Vorteil", meinte der Experte gegenüber dpa. Schon jetzt steht die Bundesliga in den Bereichen Zuschauerzahlen, Profitabilität und kommerzielle Erlöse (Sponsoring, Hospitality, Merchandising etc.) an der Spitze (siehe auch Grafiken im Anhang).
Der Gewinn der Europameisterschaft durch die deutsche Nationalmannschaft würde auch die Fußball-Bundesliga weiter pushen. "Das wäre toll im Hinblick auf die internationale TV-Vermarktung. Vor allem in der Hoffnung, dass auch viele Spieler aus dem EM-Team in der Bundesliga zu sehen sind", so Ludwig. Denn besonders im Bereich der Auslandsvermarktung sieht er für das Produkt Bundesliga noch Nachholbedarf im Vergleich zu anderen europäischen Spitzenligen wie der englischen Premier League und der italienischen Serie A.
In Sachen Umsatz bleibt nämlich die Premier League unangefochten Europas Champion - unter anderem auch wegen der deutlich höheren Erlöse aus der Vermarktung im Ausland. Laut Deloitte stiegen die Gesamteinnahmen der 18 Bundesliga-Clubs um fünf Prozent auf 1,746 Milliarden Euro. Die Premier League kam auf umgerechnet 2,515 Milliarden Euro. Die spanische Primera Division (1,718 Milliarden Euro) hielt dank Real Madrid und dem FC Barcelona noch mit. Die Serie A (1,553) und die französische Ligue 1 (1,04) folgten in dem Ranking der Big-Five-Ligen auf den Plätzen vier und fünf. Die Bundesliga und die Premier League waren auch erneut die einzigen, die 2010/11 operativ Gewinne erzielten. Zum dritten Mal hintereinander holte die deutsche Vorzeige-Liga den Titel als profitabelste Spielklasse. Das Betriebsergebnis wurde gleich um 33 Millionen (24 Prozent) auf 171 Millionen Euro verbessert. In England erwirtschafteten die 20 Clubs des Oberhauses 75 Millionen Euro.
Mit über 800 Millionen Euro schaffte die Bundesliga auch die höchsten kommerziellen Erlöse, rund 216 Millionen Euro mehr als die Premier League. In der gerade abgeschlossenen Saison 2011/12 kamen im Schnitt mehr als 45.000 Besucher zu den Bundesligaspielen - so viel wie in keiner anderen Fußball-Liga weltweit.
Doch Ludwig hat auch eine Gefahr für die Entwicklung der Bundesliga ausgemacht: das Fan-Verhalten innerhalb und außerhalb der Stadien. "Man darf das nicht unterschätzen. Eine kleine Gruppe könnte aufgrund der medialen Wirkung einen großen Einfluss auf die Liga haben", sagte er. "Wenn so etwas dauerhaft und regelmäßig vorkommt, werden viele Leute - beispielsweise Familien - oder auch Sponsoren fern bleiben."