
Geflügelwirtschaft warnt vor Panikmache
Umsatzeinbruch droht: Nachdem der BUND in zehn von 20 Hähnchenfleisch-Proben aus dem Supermarkt antibiotika-resistente Keime entdeckt hat, warnt die deutsche Geflügelwirtschaft vor Panikmache. Beim Zentralverband arbeitet man an kommunikativen Maßnahmen, um das Verbrauchervertrauen zu stärken.
Nachdem der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in zehn von 20 Hähnchenfleisch-Stichproben aus dem Supermarkt antibiotika-resistente Keime entdeckt hat, warnt die deutsche Geflügelwirtschaft vor Panikmache. In der BUND-Stichprobe waren in zehn von 20 in Berlin, Hamburg, Köln, Nürnberg und in der Region Stuttgart gekauften Fleischproben ESBL-Keime gefunden und in zwei Proben MRSA-Keime nachgewiesen worden. In den Medien wird derzeit breit darüber berichtet.
Beim Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) heißt es dazu: "Das bloße Vorkommen antibiotika-resistenter Keime auf Geflügelfleisch sagt rein gar nichts über die gesundheitliche Gefährdung für den Verbraucher aus." Weiter sagt Verbandsgeschäftsführer Thomas Janning: "Die Hähnchenfleisch-Erzeugung ist eine biologische Erzeugung, insofern werden auf Geflügelfleisch immer Keime zu finden sein." Multiresistente Keime seien ein Problem vor allem im Bereich der Humanmedizin und dürften als Thema nun nicht allein mit der Geflügelhaltung verknüpft werden, heißt es im Verband mit Blick auf die vielen multiresistenten Erreger in den Krankenhäusern.
Die deutsche Geflügelwirtschaft gehe mit dem Einsatz von Antibiotika sehr sorgfältig um. Erklärtes Ziel sei es, den Einsatz von Antibiotika durch ein "optimiertes Tierhaltungsmanagement in den kommenden fünf Jahren um 30 Prozent zu reduzieren." Beim Zentralverband arbeitet man derzeit auch an kommunikativen Maßnahmen, um das Verbrauchervertrauen zu stärken - auch wenn dies so nicht bestätigt wird. Offenbar wird auch an die Schaltung von Anzeigen gedacht.
Die Produkte, die sich in der BUND-Stichprobe als belastet herausgestellt haben, stammen von den drei großen Herstellern Wiesenhof, Sprehe und Stolle. Bei Wiesenhof weist man darauf hin, dass man auf antibiotische Leistungsförderer bereits seit 1997 verzichte. Antibiotika dürften nur eingesetzt werden, wenn ein Tierarzt sie nach entsprechender Indikation verschreibt. Der Verbrauch an Antibiotika in den Hähnchenbetrieben der Wiesenhof-Vertragslandwirte sei seit vielen Jahren rückläufig. Zu den Stichprobenbefunden heißt es bei Wiesenhof außerdem: Die Übertragungswege etwa von ESBL-tragenden Keimen seien wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht.