
Handel:
Gesellschafter-Machtkampf: Media-Saturn-Chef Horst Norberg gibt auf
Media-Saturn-Chef Horst Norberg tritt ab. Der Grund: der Machtkampf zwischen dem MSH-Gesellschafter Metro und Alt-Eigentümer Erich Kellerhals.
Vor nicht einmal einer Woche war Horst Norberg optimistisch. In einem Interview mit der "Welt" sagte der Chef der Media-Saturn-Holding (MSH) er stehe "bis zum 31. Dezember 2015" als Boss zur Verfügung. Doch solche Bekenntnisse zum Arbeitgeber halfen Norberg nicht. Denn bei der Ingolstädter Elektromarktkette tobt schon seit drei Jahren ein Machtkampf zwischen dem Gesellschaftern Metro und Alt-Eigentümer Erich Kellerhals. Deshalb überrascht die Entscheidung nicht so sehr: Der Vorsitzende der Geschäftsführung legt nach 27-jähriger Unternehmenszugehörigkeit sein Amt "mit sofortiger Wirkung" nieder. Der Vertrag des 66-Jährigen wäre bis Ende 2015 gelaufen.
Eine Begründung liefert auch die Pressemitteilung: "Nach den Ereignissen der vergangenen Tage habe ich Zweifel, dass ich noch den vollen Rückhalt im Gesellschafterkreis genieße", lässt sich Norberg zitieren. "Media-Saturn steht im Wettbewerb eines immer härteren Marktes. Ich bin sicher, wir haben die Antworten, Konzepte und Lösungen, um diese Herausforderungen zu meistern. Wir haben die Weichen hin zu einem wirklichen Multichannel-Unternehmen gestellt." Und er betont: Man benötige dafür "die uneingeschränkte Unterstützung aller Gesellschafter".
Norberg startet 1987 als Geschäftsführer der Media-Märkte in Braunschweig und Mülheim. Zuerst diente er sich in die Geschäftsführung von Saturn hoch, ab 2001 als Chief Operating Officer (COO). Damals verantwortet er unter anderem die Einführung der vier Eigenmarken der Ketten Media-Markt und Saturn. Anfang 2011 hat Norberg schließlich den Vorsitz der MSH-Gruppe von Roland Weise übernommen.
MSH hatte zuletzt angekündigt, alle Aktivitäten und Verantwortlichkeiten für Multichannel in einer zentralen Gesellschaft zu bündeln - um die Unternehmensgruppe fit für den Online-Handel zu machen. Doch die Abwehr von bedrohlichen Konkurrenten wie Amazon, geht in dem Dauerstreit unter. Ende April hatte Kellerhals erneut Metro heftig attackiert: Der Handelsriese verwalte die mit Gewinnrückgängen kämpfenden Elektronikmarktketten nur noch. Von unternehmerischer Führung könne keine Rede sein, wetterte er in einer zweiseitigen Stellungnahme. Es fehle an Experimentierfreude und Mut zur Innovation.
Der Antwort kam prompt: Die Behauptungen und Beschuldigungen des Milliardärs seien "befremdlich", sagte ein Metro-Sprecher. Denn es seien insbesondere der Vorstand der Metro und die Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding gewesen, die gegen den erheblichen Widerstand von Kellerhals wichtige Entscheidungen zur Zukunftsfähigkeit der Elektronikketten durchgesetzt hätten. Kellerhals habe "lange genug die Ausrichtung von Media-Saturn auf eine sich verändernde Welt behindert und verzögert".
Der Metro-Gegner verfügt über eine Sperrminorität in der Gesellschafterversammlung. Um dieses Vetorecht zu schwächen, hatte die Metro 2011 einen Beirat für wichtige operative Weichenstellungen eingerichtet, in dem sie das Sagen hat. Hintergrund des Konflikts waren damals das schwache Internetgeschäft von Media-Saturn und ein Streit über die künftige Expansionsstrategie gewesen. Kellerhals wehrt sich seitdem erbittert gegen den Machtverlust. (app/mit dpa)