
Goldene Zeiten für Medien: Olympia treibt Quoten, PIs und Auflagen in die Höhe
Fernsehübertragung rund um die Uhr, konstante Berichterstattung via Facebook, Twitter und Co. - trotz großer Konkurenz profitieren ARD, ZDF, aber auch die Printmedien in besonderem Maße von den Olympischen Spielen.
London 2012 hat sich für ARD und ZDF gerechnet: Mit Einschaltquoten von bis zu zehn Millionen Zuschauern feiern die Öffentlich-Rechtlichen größere Erfolge als bei den Sommerspielen in Peking und Athen. Im ZDF schauten durchschnittlich 3,59 Millionen Zuschauer die Übertragungen aus London - bei 24,9 Prozent Gesamtmarktanteil), im Ersten waren es durchschnittlich 3,33 Millionen. Das entspricht 23,7 Prozent Marktanteil. Die mehr als dreistündige Abschlussfeier, die am späten Sonntagabend bis weit nach Mitternacht live im Ersten lief, erreichte einen Marktanteil von 33,7 Prozent - entsprechend 5,76 Millionen Zuschauern. Vor vier Jahren in Peking waren es 28,9 Prozent Marktanteil und 4,66 Millionen Zuschauer.
Regen Zulauf fanden auch die Livestream-Angebote der Öffentlich-Rechtlichen im Internet: Wie der W&V-Schwestertitel „Kontakter“ in seiner aktuellen Ausgabe auflistet, meldet das ZDF für die olympische Zeit mehr als zwei Millionen Videoabrufe pro Tag. Das entspricht in etwa der doppelten Anzahl des bisherigen Tagesschnitts. Die ARD kommt auf bis zu 3,2 Millionen Abrufe der Livestreams aus London. Ähnlich groß ist das Interesse am Internet-Angebot insgesamt rund um die Spiele: Am 29. Juli etwa verzeichnete die ARD 14,6 Millionen Page Impressions – das sind mehr als während der gesamten Olympischen Spiele in Peking 2008, wo in Summe 14 Millionen PIs erzielt wurden.
Der Jubel bei den britischen Athleten war groß, zahlreiche Medaillen konnten sie für ihr Land gewinnen. Neben den Sportlern gibt es aber noch einen weiteren Turniersieger im Vereinigten Königreich: die Printmedien. Obwohl Social Media eine sehr große Rolle in der Berichterstattung spielte und die BBC ununterbrochen von den Wettkämpfte berichtete, haben sich die britischen Zeitungen bei den diesjährigen Spielen die Goldmedaille gesichert.
Die Blätter profitierten von dem großen Interesse der Öffentlichkeit an dem Sportereignis. Normalerweise sehen sie sich im August wegen der Sommerferien mit sinkenden Verkaufszahlen konfrontiert, und generell wird dem Printjournalismus in regelmäßigen Abständen eine düstere Zukunft prophezeit. Doch in diesem Jahr war alles anders.
Üppige Beilagen, kreative Cover und witzige Wortspiele - die Blattmacher bemühten sich tagtäglich um eine möglichst umfangreiche und amüsante Olympia-Berichterstattung - und trafen damit anscheinend den Nerv der britischen Bevölkerung.
Mit einer Verkaufssteigerung von mehr als 25 Prozent gelte die "Times" unter den britischen Blättern als der größte Sieger, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Generell liegt ihre Auflage bei 400.000 Exemplaren, bereits am Samstag nach der Eröffnung wurden 107.000 mehr verkauft. Eine Olympia-Besonderheit war das Poster, in das die "Times" gehüllt war - es zeigte alle Sport-Highlights des Vortages.
Die Auflage der "Sunday Times" haben die Olympischen Spiele über die Millionen-Marke getragen; 1.030.000 statt 960.000 verkaufter Zeitungen am mittleren Samstag des Turniers.
Auch den Boulevardblättern beschert Olympia mehr Leser: "Daily Mail" verzeichnet 66.000 und "Mail on Sunday" 49.000 zusätzlich verkaufte Exemplare. Auf die Anzeigenverkäufe wirkten sich die Sommerspiele ebenfalls positiv aus. Knapp 15 Millionen Euro nahm die Gratis-Zeitung "Metro" für Werbeplätze ein.
Einen Verlierer gab es aber auf dem Zeitschriftenmarkt. Ausgerechnet "The Sun", die größte britische Zeitung (reguläre Auflage: 2,58 Millionen) konnte nicht auf der beschriebenen Erfolgswelle mitschwimmen. Am ersten Samstag 60.000 und am zweiten 50.000 Exemplare weniger - wahrscheinlich erklärt sich ihr Abwärtstrend mit der anfänglich pessimistischen Einstellung des Blattes. Titel, auf denen Goldmedaillen - ganz egal in welcher Sportart - gefordert wurden, konnten die Leser nicht überzeugen. In der zweiten Woche stimmte das Blatt schließlich doch in die Euphorie der anderen Zeitungen ein.
kh/ps