Der Jubel bei den britischen Athleten war groß, zahlreiche Medaillen konnten sie für ihr Land gewinnen. Neben den Sportlern gibt es aber noch einen weiteren Turniersieger im Vereinigten Königreich: die Printmedien. Obwohl Social Media eine sehr große Rolle in der Berichterstattung spielte und die BBC ununterbrochen von den Wettkämpfte berichtete, haben sich die britischen Zeitungen bei den diesjährigen Spielen die Goldmedaille gesichert.

Die Blätter profitierten von dem großen Interesse der Öffentlichkeit an dem Sportereignis. Normalerweise sehen sie sich im August wegen der Sommerferien mit sinkenden Verkaufszahlen konfrontiert, und generell wird dem Printjournalismus in regelmäßigen Abständen eine düstere Zukunft prophezeit. Doch in diesem Jahr war alles anders.

Üppige Beilagen, kreative Cover und witzige Wortspiele - die Blattmacher bemühten sich tagtäglich um eine möglichst umfangreiche und amüsante Olympia-Berichterstattung - und trafen damit anscheinend den Nerv der britischen Bevölkerung.

Mit einer Verkaufssteigerung von mehr als 25 Prozent gelte die "Times" unter den britischen Blättern als der größte Sieger, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Generell liegt ihre Auflage bei 400.000 Exemplaren, bereits am Samstag nach der Eröffnung wurden 107.000 mehr verkauft. Eine Olympia-Besonderheit war das Poster, in das die "Times" gehüllt war - es zeigte alle Sport-Highlights des Vortages.

Die Auflage der "Sunday Times" haben die Olympischen Spiele über die Millionen-Marke getragen; 1.030.000 statt 960.000 verkaufter Zeitungen am mittleren Samstag des Turniers.

Auch den Boulevardblättern beschert Olympia mehr Leser: "Daily Mail" verzeichnet 66.000 und "Mail on Sunday" 49.000 zusätzlich verkaufte Exemplare. Auf die Anzeigenverkäufe wirkten sich die Sommerspiele ebenfalls positiv aus. Knapp 15 Millionen Euro nahm die Gratis-Zeitung "Metro" für Werbeplätze ein.

Einen Verlierer gab es aber auf dem Zeitschriftenmarkt. Ausgerechnet "The Sun", die größte britische Zeitung (reguläre Auflage: 2,58 Millionen) konnte nicht auf der beschriebenen Erfolgswelle mitschwimmen. Am ersten Samstag 60.000 und am zweiten 50.000 Exemplare weniger - wahrscheinlich erklärt sich ihr Abwärtstrend mit der anfänglich pessimistischen Einstellung des Blattes. Titel, auf denen Goldmedaillen - ganz egal in welcher Sportart - gefordert wurden, konnten die Leser nicht überzeugen. In der zweiten Woche stimmte das Blatt schließlich doch in die Euphorie der anderen Zeitungen ein.

kh/ps