Mit dem vergleichsweise günstigen Verkaufspreis macht Google dem Rivalen Apple nun auch in Europa Konkurrenz: Apple TV hat als eigenständige
Settop-Box ähnliche Funktionen, kostet allerdings rund 100 Euro. Chromecast ist nun in neun europäischen Ländern erhältlich, in Kanada und USA sowie in einigen Wochen auch in Norwegen.

Es ist nicht der erste technische Versuch des Konzerns, Inhalte auf den TV-Bildschirm zu bringen. Vor rund vier Jahren startete das Unternehmen sein Projekt Google TV und gewann unter anderem Sony als Partner. Am Ende konnte sich der Dienst jedoch nicht durchsetzen. Google-TV-Geräte gab es eine Zeit lang nur in den USA, in Deutschland hatte auch eine abgespeckte Version in Form einer Settopbox wenig Erfolg.

In seinem Fernseh-Stick sieht Google ein Produkt für die breite Masse, da das Gerät in wenigen Minuten installiert und leicht zu bedienen sei, sagte Unternehmenssprecherin Lena Wagner. Chromecast sei insbesondere für Zuschauer von Filmportalen ausgelegt - so sei es wesentlich einfacher, Inhalte mit einem Handy zu steuern, als mit einer Fernbedienung zu hantieren, sagte Witt.

Das Chromecast-Gerät ist ungefähr fingerlang und doppelt so breit wie ein herkömmlicher USB-Stick. Es funktioniert anbieterübergreifend mit Smartphones und Tablets, die mit Googles Android oder Apples iOS-Betriebssystem laufen, sowie mit Mac- und Windows-Rechnern, auf denen der Chrome-Browser läuft. Der Streaming-Stick ist mit einem eigenen Prozessor ausgestattet. Er arbeitet laut Google selbstständig, wodurch keine Rechenleistung auf dem Laptop verloren geht. Im Internet bietet der Konzern einen Baukasten für IT-Entwickler an. Das Unternehmen verspricht sich davon, dass es damit in Zukunft weitere Apps für Chromecast auch von Drittanbietern gibt. Der Erfolg von Chromecast werde davon abhängen, ob weitere Internet-Anwendungen für das Gerät entwickelt und etwa auch Fernseh-Mediatheken integriert werden, schätzt Sven Hansen, Redakteur
der Fachzeitschrift "c't".

Deutlich verbesserungswürdig sei noch die Spiegelung des Inhalts vom Internet-Browser des Handys oder Tablets auf den Fernseher, so Hansen. Selbst Google gesteht diese Kinderkrankheit ein - ein Update soll bald folgen. "Die Übertragung vom Browser ist holprig. Foto-Apps gibt es nur von Drittanbietern. Eine animierte Diashow ruckelt unschön übers TV. Ich weiß nicht, warum sich Google eine so offene Flanke leistet", sagt Hansen. Ein weiteres Manko: Bislang könnten eigene Bilder, die nicht in der Cloud eines Foto-Programms gespeichert sind, nur über Umwege auf den Fernseher gebracht werden. (dpa/fm, lp)