
Grey-Kreativchef Henke: "Wir werden Ethno-Marketing weiter ausbauen"
Für die Mobilfunkmarke Ay Yildiz entwickelte die Düsseldorfer Agentur Grey ihre erste Ethno-Kampagne. Und ist auf den Geschmack gekommen.
Die Agentur Grey hat ihre Liebe zum Thema Ethno-Marketing entdeckt: Für ihren Neukunden, die Mobilfunkmarke Ay Yildiz, eine Tochter von E-Plus, kreierten die Düsseldorfer eine aktuell laufende Kampagne, die junge Deutsch-Türken nicht nur als Zielgruppe, sondern als Community ansprechen soll. Sie zeigt Menschen, die sich in beiden Kulturen zu Hause fühlen - und dadurch beide Welten verbinden. Diese Grundidee wird über die Sprache vermittelt: So beginnt in dem Spot ein Satz auf deutsch und endet auf türkisch - und umgekehrt. Ein Beispiel: "Hava durumundan bahsediyorsak, klingt es wie ein Liebesgedicht.". Übersetzt: Wenn wir vom Wetter reden...
"Die Unverständlichkeit ist Teil der Kampagne", erklärt Andreas Henke, Kreativchef von Grey, im Gespräch mit W&V Online. "Wir wollen damit eine Zielgruppe ansprechen, die zwei Kulturen vereint. Mit dieser Zielgruppe wurde in den vergangenen Jahren nicht besonders pfleglich umgegangen. Wir wollen zeigen: Ihr seid etwas ganz Besonderes", so Henke. "Sie vereinen das Beste aus zwei Welten in ihrem Alltag“. Die Kampagne soll dieses Lebensgefühl einfangen, den Community-Gedanken unterstützen und den Menschen "etwas von diesem Stolz zurückgeben".
Konkret beworben wird der neue Mobilfunk-Tarif Aystar. Mit Teasern im Internet und im TV ging es im Oktober los, Plakate, Riesenposter und Printmotive folgten, jetzt soll der Community-Gedanke über Social Media weitergereicht werden. Die Microsite verzeichnet aktuell über 6.000 Likes, Agentur und Kunde freuen sich über die Diskussionen in der Zielgruppe, die sie angeschoben haben. Bis Januar 2012 wird die Kampagne laufen, dann entscheidet der Kunde über weitere Maßnahmen.
Andreas Henke ist mit einer Spanierin verheiratet und kann sich gut hineinfühlen in Menschen, "die zwei Kulturen geschenkt bekommen". Trotzdem bezeichnet er die Arbeit an der Kampagne als "spannende Herausforderung", denn die Agentur betrat damit Neuland. Um die Zielgruppe besser zu verstehen, gönnten sich Grey und ihr Kunde einen langen Vorlauf. Das deutsch-türkische Team holte sich auch Hilfe von außen, dabei wurde laut Henke ein Texttalent entdeckt, das künftig zum festen Stamm von Grey gehört. "Dieses Thema ist für uns ein großer Schritt. Wir werden Ethno-Marketing weiter ausbauen", so Henke. Demnächst startet ein neues Projekt mit einem weiteren Kunden, den Henke aber noch nicht verrät.
Zum Kundenstamm von Grey zählt auch Schlecker. Der Drogeriekonzern testet derzeit erstmals Werbung auf türkisch. An diesem Projekt ist Grey allerdings nicht beteiligt.