
Grosso-Konditionen: Einigung mit MZV und DPV
Nach Axel Springer haben sich auch der Burda-WAZ-Vertrieb MZV und die G+J-Tochter DPV mit dem Grosso-Verband auf neue Vertriebskonditionen geeinigt.
Weitere Unterschriften unter der Grosso-Lösung: Der Bundesverband Presse-Grosso hat mit dem Burda-WAZ-Vertrieb Moderner Zeitschriftenvertrieb (MZV) und der Gruner + Jahr-Tochter Deutscher Pressevertrieb (DPV) ein neues Konditionenmodell für den Zeitschriftenvertrieb beschlossen. Man habe sich "mit beiden Vertriebsunternehmen unabhängig voneinander auf langfristige Vertriebsvereinbarungen“ geeinigt, teilt der Verband mit. Die Mitglieder haben dem Vertragswerk aktuell auf der Ordentlichen Hauptversammlung des Grosso-Verbands zugestimmt.
Ausgangspunkt der neuen Vereinbarung ist das "Bonus-Plus“-Abkommen zwischen dem Grosso-Verband und dem Axel-Springer-Verlag vom Dezember 2010. Diesem haben sich andere Verlage nicht anschließen wollen – ihnen geht die Bonus-Klausel als Zusatz zur Fortführung der bestehenden Konditionenregelung nicht weit genug, allen voran dem Bauer-Verlag. Der MZV betont in seiner Mitteilung zum neuen Abkommen die "sukzessive Erosion des Kerngeschäfts"; der Umsatz der deutschen Publikumszeitschriften im Anzeigen- und Vertriebsmarkt sei in den vergangenen zwei Jahren um über eine halbe Milliarde Euro gesunken. Der MZV und der DPV haben dem Grosso-Verband daher eigene Modelle vorgelegt. Dieser ist den Verlagen nun deutlich entgegengekommen.
Die zwei Hauptaspekte des neuen Deals bestehen im Commitment zum Pressevertriebssystem - auch Teil der Bonus-Plus-Vereinbarung - sowie in einem veränderten Konditionenabkommen mit einer Laufzeit bis 2018. Zum einen verpflichten sich beide Seiten verbindlich zum bisherigen Vertriebssystem gemäß der "Gemeinsamen Erklärung“ von 2004, die unter anderem die Kündigungen von Grossisten durch Verlage und die Expansion verlagseigener Grossisten ausschließt.
Zum anderen verlängert sich das aktuelle Konditionenabkommen, das 2014 ausgelaufen wäre, bis Ende Februar 2018. Von 2012 an senkt der Pressegroßhandel die Handelsspannen, die dessen Anteil am Verkauf der Printprodukte festlegen. Man reduziere die Vertriebspreise zugunsten der Verlage um eine Summe "in jährlich zweistelliger Millionenhöhe“, so der Grosso-Verband. DPV-Geschäftsführer Olaf Conrad spricht von einer "fairen Senkung der Vertriebskosten“, von dem "die Breite der Verlage“ profitiere. Zudem unterstreicht er die Unentbehrlichkeit des zentralen Verhandlungsmandats des Grosso-Verbands – gegen dieses hat der Bauer-Verlag geklagt, der dem Verband ein Konditionenkartell vorwirft und das Vertriebssystem generell infrage stellt.
Eine stärkere Gewichtung des Jahresumsatzes bei der Festlegung der jeweiligen Handelsspanne kommt sowohl hochauflagigen als auch mittleren und kleineren Magazinen mit hohen Copypreisen zugute – beide tragen maßgeblich zur Finanzierung des Vertriebs bei. Michael Imhoff, geschäftsführender Gesellschafter des MVZ, begrüßt, dass nun "höhere monetäre Anreize“ für Special-Interest-Magazine bestünden. Künftig sollen auch schon Titel mit einem Jahresumsatz ab 500.000 Euro von einem Bonus profitieren, wenn sie diesen Umsatz zumindest halten.
Zudem befürwortet Imhoff, dass das Pressegrosso "sich noch stärker an zukünftigen Marktrisiken beteiligt“. Die neue Vereinbarung setzt auf eine modifizierte Bonustabelle zum Jahresumsatz: Sie werde in drei Schritten "zu Gunsten der Verlage" justiert - in den Jahren 2012, 2014 und 2016. Dadurch werden die Verlage laut MZV "garantiert entlastet". Die Umsetzung der dritten Stufe hängt zudem davon ab, dass der Branchenumsatz bis dahin nicht unter ein "gewisses Niveau" sinkt, wie der Grosso-Verband mitteilt. Dies soll den Verlagen ermöglichen, sicher zu kalkulieren. Auch die Regelungen für die jährlich stattfindenden Stichtagsanpassungen und die Rahmenbedingungen für Sonderhefte werden zugunsten der Verlage modifiziert.
"Unser Angebot steht allen Zeitschriftenverlagen offen“, erklärt Frank Nolte, der erste Vorsitzende des Grosso-Verbands. Mit dem Konditionenpaket seien "äußerst harte aber immerhin kalkulierbare Einschnitte für uns verbunden“. Das Presse-Grosso werde "den Veränderungsprozess auf der Basis des vertriebspolitischen Commitments der Verlage eigenverantwortlich fortsetzen“.
Die Mitglieder des Bundesverbandes Presse-Grosso haben zudem bei der Hauptversammlung ihrem Verbandsvorstand für weitere zwei Jahre das Vertrauen ausgesprochen. Der 1. Vorsitzende Frank Nolte, Robert Herpold als 2. Vorsitzender sowie die Fachvorstände Dr. Michael Gotzens, Vorstand Betriebswirtschaft, Dr. Frank Hoffmann, Vorstand Marketing, und
Wolfgang Penders, Vorstand Marktanalyse, werden den Berufsstand damit
in der Amtszeit 2011 bis 2013 vertreten.