
Lesetipp:
Hetero-Brause: Unternehmen verärgert Homosexuelle
Wenn das Image der Marke mehr zählt als Toleranz: Eine Füssener Getränkefirma weigerte sich ihre Waldmeister-Limonade an eine Schwulenbar zu verkaufen und trat damit einen Sturm der Entrüstung los. Wie das Unternehmen jetzt zurückrudert, erzählt unser Lesetipp.
In unserer heutigen Gesellschaft spielt die sexuelle Orientierung keine große Rolle mehr. "Eigentlich", sollte man hinzufügen: Denn während etwa Alibaba diesen Valentinstag zehn schwulen Paaren aus China die Hochzeit in den USA zahlte, war das Thema Homosexualität bei den Coming-outs von Ex-Fußballer Thomas Hitzlsperger oder Apple-CEO Tim Cook mehr als eine bloße Randnotiz. Die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Liebe kann sogar dem gewünschten Marken-Image zum Opfer fallen, wie jetzt der aktuelle Fall des Getränkeherstellers TMW Kern GbR zeigt. Der Artikel der "Süddeutschen Zeitung" rund um die "Limonaden-Affäre" ist der W&V-Lesetipp.
Den Anfang macht dabei eine Absage. Als Thomas Drewitz, Betreiber der Stuttgarter Boots Westernbar, von TMW Kern Gbr die Antwort auf seine Getränkebestellung erhält, ist bei ihm die Empörung groß. Der Grund: "Nach kurzer Recherche bin ich darauf gestoßen, dass die Boots Westernbar eine Schwulenbar ist, kann das sein? In dem Fall wäre es für uns nicht sehr sinnvoll dort erhältlich zu sein," schreibt der Geschäftsführer des Unternehmens laut "Süddeutsche Zeitung". Die Absage der Füssener Firma, das der Bar ihre Waldmeister-Limo "Phantasia" erst zu Testzwecken angeboten hatte, will Drewitz jedoch so nicht hinnehmen. Deshalb macht die Stuttgarter Bar den Fall auf ihrer Facebook-Seite publik.
Wie nicht anders zu erwarten löst der Post der Boots Westernbar einen Sturm der Entrüstung aus. Als empörte Nutzer und Barbetreiber zum Boykott der Marke aufrufen, rudert TMW Kern GbR zurück: Das Unternehmen entschuldigt sich via Email und Facebook und bietet der Bar Limo als Versöhnungsgeschenk an:
Fraglich ist jedoch, ob die Sache für das Unternehmen damit gelaufen ist. Denn der Imageschaden für TMW Kern GbR ist gewaltig, wie der Getränkehersteller in einem weiteren Post schreibt: "Dass ein Mini-Unternehmen aufgrund eines einzigen Fehlers derart in den Medien zerrissen wird und einem von jetzt auf gleich alles, was man sich hart aufgebaut und wofür man seine ganze Leidenschaft gegeben hat zerstört wird, finden wir ebenso menschenunwürdig, wie Sie alle unser Verhalten empfunden haben, das wir zutiefst bereuen."
Da hilft es auch nicht, dass mittlerweile die Politik auf den Plan getreten ist: Laut den "Stuttgarter Nachrichten" hat inzwischen Volker Beck, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, bei Antidiskriminierungsstelle des Bundes um eine Prüfung des Falls gebeten.
Den ganzen SZ-Artikel zur "Limonaden-Affäre" können Sie hier lesen.