
Hoffnung bei Schlecker: "Es lohnt sich, die heutigen Kritiker in Kunden von morgen zu wandeln"
Johannes Mettler hat gerade erst als Direktor Online bei Schlecker angeheuert. Dann kam die Insolvenz. Doch davon will sich der frühere Holtzbrinck-Manager nicht entmutigen lassen. Warum Mettler an die Zukunft von Schlecker glaubt.
Schwieriger Start für Johannes Mettler: Der Ex-Holtzbrinck-Manager hat gerade erst als Direktor Online bei Schlecker angeheuert. Dann kam die Insolvenz. Trotzdem glaubt er an die Zukunft der Multichannel-Marke Schlecker und ihrer Versandapotheke Vitalsana. "Beide Marken sind im Multichannel-Bereich schon da, wo andere Handelsunternehmen noch hinwollen", erklärt Mettler mit Blick auf die enge Verzahnung zwischen Versandhandel und stationärem Geschäft. Im Web befinde sich "die größte und die am schnellsten wachsende Filiale des Konzerns". Es sei zwar noch einiges zu optimieren und zu ergänzen, "aber die Basis stimmt", so Mettler gegenüber W&V Online. Zusätzliche Angebote sollen das Digital-Geschäft weiter ankurbeln; die Rede ist von neuen Shops und QR-Services, die den Einkauf via Smartphone erleichtern.
Schlecker gilt in der Branche eigentlich als Vorreiter in Sachen E-Commerce. Der Groß-Drogist ist seit 2002 mit einem eigenen Shop im Netz vertreten, schweigt sich über Umsatz- und Ertragszahlen aber traditionell aus. Der im stationären Handel weitaus erfolgreichere Konkurrent DM agiert im Web noch weitaus vorsichtiger und konzentriert sich zunächst auf eine Kooperation mit Amazon. Schleckers Online-Geschäfte laufen über die Konzerntochter Schlecker Home Shopping GmbH, die auch für den klassischen Versandhandel sorgt. Mettler gehört dort seit Jahresbeginn zur Geschäftsleitung und ist für die Entwicklung des Internet-Geschäfts von Schlecker.de und Vitalsana zuständig. Geschäftsführer ist der frühere Schlecker-Marketingchef Uwe Blank.
Mettler gilt in der Branche als erfahrener Digital-Manager; er war u.a Geschäftsführer der Bertelsmann-Tochter Webmiles und Chef des Holtzbrinck-Unternehmens The Performance Network. Seit 2010 führt er seine eigene Unternehmensberatung Salesresult mit Sitz in München. Den Job bei Schlecker hat er im Rahmen seines Beratungsgeschäfts übernommen; fest angestellt ist er in Ehingen nicht. "Ich arbeite für das Unternehmen, solange das vom Management der Anton Schlecker e.K gewünscht und von Seiten der kommenden Aufsichtsorgane mandatiert wird", beschreibt der 46-Jährige seinen Status in der Schlecker-Zentrale.
Der kriselnde Drogerie-Konzern Schlecker hatte am Freitag einen Antrag auf Plan-Insolvenz angekündigt. Vorausgegangen waren jahrelange Negativ-PR durch rüden Umgang mit den Mitarbeitern, Ladenschließungen und Zahlungsprobleme im Geschäft mit den Lieferanten. Gegenüber Konkurrenten wie DM und Rossmann gilt die langjährige Schlecker-Strategie der vielen kleinen Discount-Läden als hoffnungslos veraltet. Die 2010 eingeleitete Kurskorrektur der Schlecker-Erben Lars und Maike kam nach Ansicht vieler Experten zu spät. Dass Schlecker trotz der jüngsten Kommunikationsoffensive (Agentur: Grey) noch immer mit Image-Altlasten zu kämpfen hat, weiß auch Mettler. Als erfahrener Marketing-Mann nimmt er es optimistisch: "Es lohnt sich, die heutigen Kritiker in Kunden von morgen zu wandeln".