
Uli Hoeneß:
Hypovereinsbank: Fall Hoeneß ändert nichts an Bayern-Sponsoring
Die Sponsoren und die Aufsichtsratsmitglieder des FC Bayern München halten FC-Bayern-Patriarch Uli Hoeneß noch die Treue. Ein Beispiel: die Hypovereinsbank.
Die Unicredit-Tochter Hypovereinsbank steht auch nach den neuen Enthüllungen im Steuerprozess gegen Uli Hoeneß fest zu ihrer Sponsoring-Partnerschaft mit dem FC Bayern. Er gehe "keine Nanosekunde davon aus", dass sich das Verhältnis zu dem Verein wegen der "Causa Hoeneß" verändern werde, sagte Hypovereinsbank-Chef Theodor Weimer am Mittwoch in München.
Die Bank profitiere von der Partnerschaft und man sei stolz darauf, mit dem besten Bundesligaverein zusammenzuarbeiten. "Ich würde das mit Zähnen und Klauen verteidigen, dass wir das behalten", sagte Weimer. Er kritisierte zudem eine "Sensationslust", mit der das Thema derzeit in der Öffentlichkeit gespielt werde. "Ich finde das nicht gut als Privatmann."
Im Aufsichtsrat des FC Bayern sitzen neben dem Vorsitzenden Hoeneß unter anderem mehrere Konzernchefs sowie Dieter Rampl, der ehemalige Verwaltungsratsvorsitzende der italienischen Hypovereinsbank-Mutter Unicredit. Zuvor verwies Audi-Chef Rudi Stadler gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" auf den "komplexen Sachverhalt". Es brauche zunächst eine "letztinstanzliche Entscheidung", so der Manager zu der Zeitung.
Der Münchner Unternehmensexperte Manuel René Theisen hat das abwartende Verhalten des Aufsichtsrats des FC Bayern scharf kritisiert. "Da sitzen praktisch nur Sponsoren drin, die Verträge mit der Bayern AG haben. Die haben Angst um ihr Geld und dass die Fangemeinde sie boykottiert", sagte Theisen der Nachrichtenagentur "dpa" am Mittwoch. "Keiner will Hoeneß zu früh fallen lassen. Das ist die blanke Angst."
Theisen sieht bei der Bayern AG die Compliance-Vorgaben für saubere Unternehmensführung verletzt. "Ich würde Herrn Hoeneß raten, von sich aus bis zum Ende der Woche seinen Rücktritt nicht nur anzubieten, sondern durchzuführen", sagte der 61-Jährige. "Alles andere ist nur noch peinlich. Er düpiert ansonsten alle Aufsichtsratsmitglieder, die ja auch alle seine Vertragspartner sind." In dem Gremium des Rekordmeisters sitzen neben dem Vorsitzenden Hoeneß auch die Konzernchefs von Audi, Adidas, Telekom und VW. Das Münchner Landgericht geht in dem Prozess von einer Steuerschuld in Höhe von 27,2 Millionen Euro aus. Hoeneß droht eine Haftstrafe.
Durch Hoeneß' Steuerbetrug ist nach Einschätzung der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) bereits ein erheblicher Schaden für die im Bayern-Aufsichtsrat vertretenen Firmen entstanden. "Der Schaden für die beteiligten Unternehmen beziehungsweise deren Vertreter im Aufsichtsgremium dürfte als sehr hoch einzuschätzen sein", sagte SdK-Vorstandsmitglied Daniel Bauer "Handelsblatt Online". Es sei "sicherlich nicht von Vorteil, ständig mit der Straftat von Herrn Hoeneß auf Seite eins und zur besten Sendezeit erwähnt zu werden", sagte Bauer weiter.
Zudem dürften es die Konzerne in Zukunft schwer haben, gegenüber Mitarbeitern, die Verfehlungen begangen haben, Konsequenzen zu ziehen Wwenn man gegenüber einem, wenn auch geständigen, Steuerstraftäter keine Konsequenzen verlangt".
Für zwei Drittel der Deutschen steht hingegen fest: Hoeneß sollte seinen sofortigen Rücktritt als Präsident des FC Bayern einreichen. Das ergab eine repräsentative Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov von Montag bis Mittwoch dieser Woche. Demnach sind nur 22 Prozent der Befragten der Ansicht, Hoeneß solle weiter im Amt bleiben, 65 Prozent sprechen sich für den Rückzug aus. Im Bundesland Bayern sind dies mit 56 Prozent immerhin noch mehr als die Hälfte.
An Mittwoch wurden bei dem Prozess zwei weitere Zeugen angehört. Ein Betriebsprüfer, der Einkommensmillionär Hoeneß regelmäßig überprüft hat, sowie ein EDV-Mann des Finanzamtes Rosenheim sind ins Landgericht München II geladen. Das Urteil soll voraussichtlich schon am Donnerstag fallen.
Zuvor war am zweiten Prozesstag bekanntgeworden, dass der Präsident des FC Bayern München offenbar noch deutlich mehr Steuern hinterzogen hat als von ihm selbst zum Auftakt eingeräumt. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht nun von einer Steuerschuld von mindestens 27,2 Millionen Euro aus. Hoeneß hatte am Montag gestanden, 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben. In der Anklageschrift stand ursprünglich die Summe von 3,5 Millionen Euro.
Die neuen Zahlen fußen auf Berechnungen, die eine als Zeugin geladene Steuerfahnderin aus Rosenheim am Dienstag dem Gericht schilderte. Die Finanzbeamtin sichtet eine Unmenge an Daten, die Hoeneß erst kurz vor dem Beginn seines spektakulären Verfahrens eingereicht hatte. Der Bayern-Patron muss nach der weiteren Verschärfung seiner Lage mehr denn je eine Freiheitsstrafe befürchten. Dennoch ließ sich Hoeneß den Besuch beim Champions-League-Heimspiel des FC Bayern gegen den FC Arsenal am Abend in der Allianz Arena nicht nehmen und zeigte sich zumindest äußerlich gelöst im Ehrengastbereich des Stadions.
Mehrere Spitzenpolitiker hatten nach den neuen Erkenntnissen aus dem Prozess den Rücktritt von Hoeneß als Aufsichtsratschef und Bayern-Präsident gefordert.