Ein zentraler Grund sind die unterschiedlichen Innovationszyklen der beiden Industrien: Die Entwicklung eines neuen Autos verschlingt fünf bis sieben Jahre. In der Smartphone-Branche ist ein Gerät aber höchstens ein Jahr lang aktuell und muss dann durch einen Nachfolge-Modell ersetzt werden. Die Verbraucher wollen aber auch im Auto nicht auf die gewohnten Dienste aus dem mobilen Gerät verzichten - und dafür nicht unbedingt ein Vermögen bezahlen. "Wenn wir keine erschwingliche Möglichkeit bieten, Online-Dienste zu nutzen, werden die Kunden einfach zu ihren Smartphones greifen, mit allen Risiken für den Straßenverkehr", sagt ein Brancheninsider.

Deswegen richteten die Auto-Hersteller in den vergangenen Jahren Plattformen ein, auf denen bekannte Apps ins Fahrzeug kommen. So kann man auf Online-Netzwerke wie Facebook oder Foursquare zugreifen oder Musik aus dem Netz über Angebote wie Spotify hören. Die Maßgabe dabei: Der Fahrer darf nicht abgelenkt werden. Ein Weg dafür ist Sprachsteuerung. Man kann sich etwa die neuen Facebook-Nachrichten vorlesen lassen oder die Musik per Sprachbefehl auswählen.

Ford zum Beispiel setzt dafür schon seit einigen Jahren auf das gemeinsam mit Microsoft entwickelte System Sync. Apple will mit seinem sprechenden Assistenten Siri in den nächsten Monaten verstärkt auch ins Auto vorstoßen. Nokia will nach dem Verkauf der Handy-Sparte eine Komplett-Plattform von Navigation bis Unterhaltung anbieten. Und die Deutsche Telekom zeigt zur IAA ein System, bei dem mehrere mobile Geräte im Auto an ein Netzwerk mit Online-Zugang angebunden werden können. Der Haken: Die Datennetze entlang der deutschen Autobahnen lassen nach wie vor zu wünschen übrig.

Zugleich ist das "vernetze Auto" zu einem Modebegriff geworden, in den derzeit oft alles zusammengerührt wird - von selbstfahrenden Wagen über den Internet-Zugang unterwegs bin hin zur Möglichkeit, sein Handy einzustöpseln. Dabei gibt es in der Industrie ein großes Projekt, bei dem das Autofahren durch die Verbindung von Autos untereinander verändert werden soll. Zum Beispiel kann das Anspringen eines Fahrdynamikregelung-Systems (ESP) bei niedrigen Temperaturen ein Hinweis auf Glatteis sein. Es wäre ein Vorteil, wenn ein Auto andere Fahrzeuge darauf hinweisen könnte, erläuterte Ford-Ingenieur Christof Kellerwessel.

Genauso könnten auch Warnungen vor Unfällen oder Staus weitergegeben werden. Das System könnte auch Hinweise für einen besseren Verkehrsfluss geben. Dem Fahrer könnte beispielsweise angezeigt werden, wie lange welche Spur an einer Kreuzung noch grünes Licht haben wird. In einem groß angelegten Versuchsprojekt fuhren seit vergangenem Jahr 120 vernetzte Fahrzeuge rund 1,6 Millionen Kilometer in Deutschland, mit dabei waren Audi, BMW, Daimler, Ford, Opel, VW.

Etwa zehn Prozent der Fahrzeugflotte reichten aus, um einen Effekt des vernetzten Systems zu erleben, schätzt Ford-Experte Kellerwessel. Damit es sein Potenzial voll entfalten kann, müsste allerdings auch massiv in Infrastruktur am Straßenrand investiert werden, was einige Fachleute für schwer durchsetzbar halten. Die ersten Prototypen für das autonome Fahren müssen ohne diese Unterstützung auskommen: So fuhr im vergangenen Monat ein Forschungsfahrzeug von Daimler auf Basis der Mercedes-S-Klasse autonom die rund 100 Kilometer lange historische Route von Mannheim nach Pforzheim auf den Spuren von ersten Auto-Fernfahrt von Bertha Benz. Und zwar mit Hilfe seriennaher Technik, wie der Konzern betont. (dpa)


Autor: Ulrike App

ist bei W&V Online für Digitalthemen zuständig. Und das hat nicht nur mit ihrem Nachnamen zu tun, sondern auch mit ihrer Leidenschaft für Gadgets und Social Media. Sie absolvierte vor ihrer Print-Zeit im Marketing-Ressort der W&V die Berliner Journalisten-Schule und arbeitete als freie Journalistin.