
Retusche:
Ikea-Katalog: Frauenlos in Saudi-Arabien
Alle waren nach unseren Konventionen komplett bekleidet: Aber für den saudischen Ikea-Katalog zeigten die Ikea-Models zu viel Haut.
So verschieden sind die Moralvorstellungen noch heute: Frauen, die (nach westeuropäischen Wertmaßstäben) vollkommen korrekt angezogen für den Ikea-Katalog 2013 fotografiert worden sind, sind für Saudi-Arabien zu freizügig. Inzwischen hat sich der Konzern entschuldigt.
Von Kopf bis Fuß verhüllt, würde der deutsche Betrachter sagen, fotografierte der schwedische Möbelkonzern die Models, die hin und wieder ein bisschen Leben in den Katalog bringen. Der ist traditionell sowieso sehr produktlastig - und so würde es kaum auffallen, dass im Ikea-Katalog in Saudi-Arabien viel weniger Menschen zu sehen sind als im deutschen. Aber: Keine einzige Frau ist darunter. Nach saudischen Maßstäben zeigten die Ikea-Models zu viel Haut - einige für europäische Augen unbedenkliche Stellen sind unbedeckt. Also hat der gelbblaue Möbelriese die Abbildungen von Frauen wegretuschiert. Das berichtete das Stockholmer Gratisblatt "Metro".
Abgesehen von den fehlenden Frauen sind die Kataloge praktisch identisch (auch wenn es für den deutschen Leser gewöhnungsbedürftig ist, dass er natürlich von rechts nach links blättern muss). Hintergrund sind dem "Metro"-Bericht zufolge die strengen Vorschriften in dem arabischen Land für das Abbilden unbedeckter Haut von Frauen. Schwedens Handelsministerin Ewa Björling verurteilt das gegenüber der "Metro": Die Bilder seien ein "weiteres trauriges Beispiel dafür, wie weit der Weg bis zur Gleichstellung von Männern und Frauen in Saudi-Arabien noch ist".
Ikea-Sprecherin Ylva Magnusson sagte der Nachrichtenagentur dpa, der Konzern habe "einen klaren Verhaltenskodex" mit der Gleichstellung von Männern und Frauen als Bestandteil. "Wir hätten reagieren und erkennen müssen, dass der Ausschluss von Frauen aus der Saudi-Arabien-Version des Kataloges in Konflikt steht zu den Werten der Ikea-Gruppe", sagte sie weiter. Für den saudi-arabischen Katalog sei ein Franchise-Unternehmen zuständig. Die Frage ist, ob es sich hier um ein Gleichstellungsproblem oder um die Vereinbarkeit verschiedener Kulturen und den gegenseitigen Respekt dreht. Wirklich überlegt und sinnvoll schaut der Einsatz von Menschen generell und von Frauen im Katalog nicht aus; inhaltlich fehlt nichts, wenn keine Deko-Dame ein Kissen aufschüttelt. Dass Familien auseinander gerissen werden wie im Bild oben, weil hin und wieder nicht alle, sondern nur die Frauen wegretuschiert wurden, ist dennoch bedenkenswert. (dpa/sh)