
Hat Groenewold bezahlt?:
Im Wulff-Prozess sagen Verleger Burda und Maria Furtwängler aus
Im Korruptionsprozess gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff treten Verleger Hubert Burda und dessen Frau Maria Furtwängler als Zeugen auf.
Hochkarätige Zeugen im Korruptionsprozess gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff: Am fünften Verhandlungstag werden Verleger Hubert Burda und dessen Frau, Schauspielerin und "Tatort"-Darstellerin Maria Furtwängler erwartet. Das Landgericht Hannover erhofft sich von den beiden Informationen zum umstrittenen Oktoberfestbesuch des Ehepaars Wulff im Jahr 2008. Burda und Furtwängler sollen - genau wie die Wulffs - im Festzelt Gäste des mitangeklagten Filmproduzenten David Groenewold gewesen sein. Auch dessen Wiesn-Begleiterin wird erwartet. Wulff hatte zu Beginn des Korruptionsprozesses ausgesagt, sich am besagten Wochenende in München mit Burda getroffen und über Medienpolitik gesprochen zu haben. Auch zu dessen Ehefrau Furtwängler gebe es einen dienstlichen Bezug, da diese als Kommissarin in der ARD-Serie "Tatort" in Niedersachsen vor der Kamera stehe. Als Regierungschef seien diese Kontakte eine seiner Aufgaben.
Sollte Burda das dienstliche Gespräch bestätigen, könnte es Wulff entlasten. Denn in dem Fall hätte er die Hotelkosten auch über die Staatskanzlei abrechnen können und keinen Grund gehabt, sich von Groenewold einladen zu lassen. Konkret geht es um eine Summe von rund 720 Euro. Wulff betonte, er habe erst Anfang 2012 erfahren, dass Groenewold für ihn diese Kosten übernommen habe.
Dagegen geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass Wulff sich wissentlich von Groenewold hat einladen lassen. Im Gegenzug soll der damals erste Mann im Staat später für einen Film Groenewolds beim Elektrokonzern Siemens um Unterstützung geworben haben. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft ist dies eine nicht gestattete Vorteilsannahme beziehungsweise Gewährung. Laut Strafgesetzbuch stehen darauf bis zu drei Jahre Haft. Im Fall Wulff wird aber höchstens von einer Geld- oder Bewährungsstrafe ausgegangen. Die Verteidigung fordert einen klaren Freispruch.
In den bisherigen vier Verhandlungstagen hatte das Gericht neben Mitarbeitern des Hotels "Bayerischer Hof" auch Wulffs ehemaligen Fahrer, Bodyguard und eine Babysitterin angehört. Die Erinnerungen der meisten Zeugen hielten sich in Grenzen. Hotelmitarbeiter erklärten aber, es sei durchaus möglich, dass Wulff nicht mitbekommen habe, dass seine Rechnung teilweise von Groenewold beglichen wurde. Bis kommenden April sind 22 Verhandlungstage angesetzt. Übrigens: "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann, der den Rücktritt Wulffs rege begleitet hat, bezeichnete das Verfahren gegen den Ex-Bundespräsidenten bei Prozessauftakt im November als "überflüssig".
dpa/ps