Darüber hatte ich eine lange Diskussion mit einigen Eingeweihten vor zwei Jahren und wollte das Projekt genau aus dem Grund anonym halten. Inzwischen bin ich aber zu dem Schluss gekommen, dass die Leute schon unterscheiden können zwischen der Beraterin Ingeborg Trampe und der Kunstfigur Suzette Oh. Bislang habe ich auch von Kundenseite keine negativen Reaktionen erhalten. Ansonsten gilt: No risk, no fun.  Man muss sich auch mal was trauen.

Die Facebook-Seiten von Suzette Oh und Ingeborg Trampe stehen nicht miteinander in Verbindung. Warum?

Ganz einfach: Auch wenn ich die Erfinderin von Suzette Oh bin,  das Ganze ist ein Schreibprojekt. Und es soll schon deutlich werden, dass es sich um zwei verschiedene Welten handelt. Suzettes Ansichten sind nicht zwangsläufig die von Ingeborg Trampe.

Hand aufs Herz: Was verbindet Ingeborg und Suzette?

Natürlich hat Suzette Anteile von mir, aber auch von vielen Freundinnen und Bekannten. In erster Linie ist Suzette Oh ein schreiberischer Ansatz, aus Frauenperspektive ohne falsche Scham über Männer, Frauen und Sex zu schreiben und dabei ganz bewusst Grenzen zu sprengen, die die Gesellschaft auch heute noch Frauen setzt. Frauen, die nicht monogam leben, werden noch immer schief angesehen, während es bei Männer völlig ok ist. Diese Doppelmoral nervt  mich und umso wichtiger ist es, sich öffentlich dafür stark zu machen, dass Frauen ihre erotischen Wünsche genauso ausleben können wie Männer.

Was war eigentlich der Anlass, einen Erotik-Blog zu starten? Wie hat sich Suzette Oh entwickelt? Und warum jetzt die Enthüllung?

Die Idee gärte schon lange in meinem Kopf. Ich war wie viele andere Frauen ein Fan von "Sex & the City", besonders von Samantha. Die Erotikliteratur war mir aber immer zu verspiesst oder zu peinlich-vulgär.  Sophie Andresky hat sicherlich einen neuen Pfad geschaffen, was Erotikgeschichten angeht. Aber auch in ihren Büchern ist ziemlich viel Geschichte drumherum. Suzette Oh reduziert auf das Wesentliche, ganz bewusst. Suzette Oh soll geschriebener Porno sein, wenn auch mit Augenzwinkern und ein bisschen Attitude drumherum. Der Blog hatte vor zwei Jahren über 4000 Leser, hat dann aber etwas länger pausiert als geplant. Aber die Pause war kreativ gesehen gut, denn  Suzette Oh hat sich weiterentwickelt. Der Stil ist zwar immer noch direkt und kompromisslos, aber subtiler geworden. Suzette wirft die Trigger aus, der Leser setzt aber am Ende das Kopfkino selbst zusammen.

Ingeborg "Ibo" Trampe war Texterin bei Agenturen wie Beithan Heßler, Tostmann und Saatchi, arbeitete in den 90er Jahren für "Horizont" und gehörte zur Geschäftsführung von Y&R. Später war sie Kommunikationschefin von BBDO Deutschland. Seit 2008 ist Ingeborg Trampe freiberufliche PR-Beraterin in Berlin. Dort betreut sie u.a. Metadesign.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.