
Interview mit Thomas Haffa: Rückkehr ins Rampenlicht
Erst Sonnyboy der New Economy, dann Master of Desaster, jetzt Shopping-Sender-Besitzer: Im Interview mit W&V erzählt Thomas Haffa, wie er gemeinsam mit Robert Ferstl den maroden Channel 21 aufmöbeln will.
Thomas Haffa sitzt im Konferenzraum eines Hotels am Münchner Flughafen. Vor ihm auf dem Tisch liegen eine goldumrandete Pilotenbrille, ein iPhone und ein Blackberry. Ja, er ist wieder da. Einige Meter weiter hat seine Charterfluggesellschaft Air Independence ihren Sitz; aus deren Geschäftsführung will er sich zurückziehen. Denn er hat ein neues Projekt: den Shopping-Sender Channel 21, den ehemaligen RTL Shop, den er im März kaufte und den Robert Ferstl als Geschäftsführer leitet.
W&V Herr Haffa, Sie wollten eigentlich nie wieder zurück ins Mediengeschäft. Warum haben Sie’s doch getan?
Haffa Ich hatte tatsächlich nicht vor zurückzukehren. Vor etwa einem Jahr hat man mir das Thema Teleshopping nahegebracht. Meine erste Reaktion war: Nein. Ich dachte, dass das nicht in meine Lebensplanung passt. Dann hat mich aber doch dieser Wachstumsmarkt gereizt.
W&V Ein Wachstumsmarkt trotz Internet?
Ferstl Ja, das Internet ist eine wichtige Größe – und im Übrigen Teil unserer Strategie. Channel 21 ist ein Warenhaus mit angeschlossenem Fernsehen, nicht umgekehrt.
W&V Sie haben Ex-RTL-Chefredakteur Hans Mahr in den Aufsichtsrat geholt. Wird er ins Sender-Management wechseln?
Haffa Hans Mahr hat eine beratende Funktion. Er ist nicht ins operative Geschäft eingebunden. Robert Ferstl bleibt Alleingeschäftsführer.
W&V Stehen nun bei Channel 21, bei Channel 21 Express – dem Abverkaufsformat für Restposten – und beim technischen Dienstleister Channel 21 Broadcasting Veränderungen an?
Ferstl Wir haben dieses „Dreigestirn“ so im März von der Beteiligungsgesellschaft Aurelius übernommen. Ob das so bleibt, wird man sehen. Klar ist: Nach der Restrukturierung der letzten Jahre geht es jetzt darum, den Einkauf zu stärken und am Produktsortiment zu arbeiten, auch in Richtung Lifestyle-Artikel. Die verkauften Produkte machen das Senderprofil aus.
W&V Herr Haffa, Sie halten 55 Prozent der Anteile an Channel 21, der Rest gehört einem weiteren Investor, der weder aus der Medien- noch aus der Handelsbrache stammt. Wäre ein starker Handelspartner nicht hilfreich in Ihrer jetzigen Lage?
Haffa Channel 21 verfügt über eine sehr gute Infrastruktur. Wir sind klein genug, um flexibel zu sein, und groß genug, um ein profitabler Anbieter zu werden.
W&V Aurelius hat mit einem Kostensenkungsprogramm Channel 21 in die Profitabilität gehievt, zumindest für einige Monate. Schaffen Sie in diesem Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis?
Haffa 2010 wollen wir auf Jahresbasis die schwarze Null von unten kratzen. Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen.