
KDG und Unitymedia wollen Orion Cable schlucken
Die Gunst der Stunde nutzen wollen die Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland und Unitymedia: Sie sind am angeschlagenen Kabel-Verbund Orion Cable interessiert, sollte dieser verkauft werden. Das "Handelsblatt" bringt damit eine neue Variante ins Spiel, bislang galt nur die KDG als Interessent.
Rund um einen möglichen Verkauf der hoch verschuldeten Orion-Cable-Gruppe bringt das "Handelsblatt" (Dienstagsausgabe) mit den potenziellen Käufern Kabel Deutschland (KDG) und Unitymedia eine neue Variante ins Spiel. Bislang hat nur die KDG als Interessent von sich reden gemacht. Nun strecken beide demnach ihre Hände nach der angeschlagenen Nummer drei im deutschen Kabelgeschäft aus. Orion umfasst die regionalen Netze von Primacom sowie Tele Columbus. Orion droht die Zerschlagung, weil die Mutter Escaline mit Verbindlichkeiten von insgesamt 1,7 Milliarden Euro überschuldet ist. „Sollte es zu einem Verkauf kommen, sind wir interessiert“, sagt eine KDG-Sprecherin dem Blatt. Das Münchener Unternehmen erhofft sich durch den Kauf von Orions Kundenkontakten, im Internet und Telefongeschäft zu wachsen. Vor einigen Wochen ist bereits bekannt geworden, dass Primacom und Tele Columbus in der Krise fusionieren sollen. Zuvor musste CEO Markus Schmid seinen Posten räumen.
Nach Angaben aus Verhandlungskreisen gibt es dem Blatt zufolge bereits Gespräche zwischen beiden Unternehmen. Auf die Kunden von Orion hat auch der NRW- und Hessen-Netzbetreiber Unitymedia ein Auge geworfen. „Wir gucken uns alle Netze an, die auf den Markt kommen. Uns interessieren insbesondere die Orion-Netze in Hessen und Nordrhein-Westfalen“, sagt ein Unternehmensinsider dem "Handelsblatt". Offiziell lehnt der Kölner Konzern eine Stellungnahme ab.
Unitymedia könnte ebenso wie die KDG weitere direkte Kundenzugänge aus der so genannten Netzebene 4 gebrauchen - der "letzten Meile" zum Kunden, mit dem Netzbetreiber dann auch einen direkten Kontakt mit Vermarktungschancen aufbauen können. Doch dem Blatt zufolge gibt es neben den Kabelkonzernen auch andere Interessenten für Orion. „Wir verzeichnen einwachsendes Interesse von Telekomunternehmen, die im Gegensatz zu Kabelunternehmen frei von kartellrechtlichen Problemen agieren könnten“, sagt Tele-Columbus-Chef Michael Buhl. Das Bundeskartellamt hatte sich zuletzt trotz des monatelangen Drängens der KDG gegen eine Marktbereinigung im deutschen Kabelmarkt ausgesprochen. Seit Monaten wird der Mobilfunkbetreiber Vodafone als Kaufinteressent im Kabelmarkt genannt.