
Kabel-Krise: Primacom soll Schwesterfirma Tele Columbus schlucken
Der hoch verschuldete Kabelkonzern Orion hat einen neuen Plan: Wie die "FAZ" berichtet, soll der Netzbetreiber Primacom die Schwester Tele Columbus übernehmen, die als Restrukturierungsfall gilt.
Innerhalb der finanziell schwer angeschlagenen Kabel-Holding Orion soll die Tochter Primacom unter Einbeziehung eines Investors die Schwesterfirma Tele Columbus übernehmen.Das sagt der neue Primacom-Vorstandsvorsitzende Michael Buhl und Nachfolger des Vorstandschefs Markus Schmid gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ, Dienstagsausgabe). Durch eine Fusion erwarte Buhl Einsparungen von 15 Millionen Euro jährlich.
Anders als Primacom sei Tele Columbus ein Restrukturierungsfall, so Buhl. Derzeit würden die mehr als 50 Kreditgeber nach einer Lösung für den Netzbetreiber suchen. Eine erste Maßnahme sei die Ablösung von Schmid gewesen, dem mehrere Banken die harte Sanierung nicht zugetraut haben sollen, so das Blatt. Tele Columbus habe zuletzt einen Jahresfehlbetrag von mehr als 150 Millionen Euro erwirtschaftet, könne die Zinsen jedoch kaum noch zurückzahlen. Deshalb soll der Konzern nun über ein Schuldenmoratorium bis Ende des Jahres gestützt werden, so die Zeitung mit Verweis auf Finanzkreise. Wichtigste Kreditgeber seien die niederländische ING und die französische Siciété Generale.
Durch eine Übernahme von Tele Columbus könnten die Konzerne Insidern zufolge durch die börsennotierte Primacom AG schneller an frisches Kapital herankommen, um die Schuldenlast, die sich durch die teuren Kredite bei Tele Columbus angehäuft haben, zu minimieren. Auch Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) hat Interesse an den regionalen Kabelnetzen signalisiert. Gespräche oder Kaufverhandlungen zwischen der KDG und der Orion-Gruppe gebe es jedoch noch nicht.
Derzeit hängt eine 1,8 Milliarden Euro große Schuldenlast über dem Orion-Konzern. Allein die Zinszahlungen bei Orions übergeordneter Dachgesellschaft Escaline summierten sich in den ersten vier Monaten dieses Jahres auf 77 Millionen Euro.