
Kachelmann-Verteidiger fordert Durchsuchung bei "Bunte" und "Focus"
Johann Schwenn, neuer Verteidiger des Moderators Jörg Kachelmann, hat beantragt, die Redaktionen von "Bunte" und "Focus" durchsuchen zu lassen. Dabei könne entlastendes Material sichergestellt werden, begründet der Anwalt.
Jörg Kachelmanns Verteidiger Johann Schwenn hat eine Durchsuchung der Redaktionen der Burda-Blätter "Bunte" und "Focus" beantragt. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Dem Mannheimer Landgericht sagte Schwenn, bei der Durchsuchung sollten Schriftstücke und Datenträger sichergestellt werden, die geeignet sein sollen, den der Vergewaltigung bezichtigten Wettermoderator zu entlasten.
Kachelmanns Anwalt bezog sich laut dpa dabei auf Kontakte zur ehemaligen Geliebten des Moderators, die sowohl als Zeuginnen vor Gericht aussagten als auch der "Bunten" Interviews gegeben hatten. Den "Focus" beschuldigte Schwenn, selektiv Prozessinformationen zu veröffentlichen, die seiner Ansicht nach das Verfahren zum Nachteil Kachelmanns beeinflussen sollten. Der "Focus" hatte am Montag eine neue angebliche Belastungszeugin präsentiert, die in der Schweiz lebe und nicht vor einem deutschen Gericht aussagen wolle.
Schwenn warf beiden Blättern "üble Nachrede und Beeinflussung des Verfahrens" vor. Er betonte, der "Focus" habe außerordentlich früh von der Zeugin und ihrer Weigerung erfahren, in Deutschland auszusagen. Dies, so Schwenn, "nötigt zu dem Schluss, dass es sich (...) um eine von Redaktionsverantwortlichen der Burda-Verlagsgruppe geführte und bezahlte Person handelt". Einer "Bunte"-Reporterin warf der Anwalt vor, sie habe versucht, die Aussage einer Zeugin vor Gericht zu beeinflussen.
Ein "Focus"-Sprecher weist die Vorwürfe zurück: "Die Chefredaktion von 'Focus' sieht in dem Auftritt des Kachelmann-Verteidigers Schwenn ein vordergründiges Ablenkungsmanöver. 'Focus' hält sich an die Aufgabe der Presse, über dieses Verfahren zu berichten und Realitäten aufzuklären."
"Bunte"-Chefredakteurin Patricia Riekel kommentierte: "Nur weil einem Anwalt die Berichterstattung über seinen Mandanten nicht gefällt, kann er nicht gleich eine Redaktion stürmen lassen." "Bunte" halte sich "selbstverständlich an die journalistische Sorgfaltspflicht und wird weiter ausgewogen und neutral über den Fall Kachelmann berichten."
Das Landgericht Mannheim entschied am Mittwoch zunächst nicht über Schwenns Antrag. Die Staatsanwaltschaft wollte noch schriftlich Stellung nehmen. Der Deutsche-Journalisten-Verband forderte am Donnerstag das Gericht auf, dem Antrag des Kachelmann-Anwalts nicht zu folgen: Dass Journalisten über den Kachelmann-Prozess "vielleicht auch besonders engagiert" berichten, sei Teil der Meinungsfreiheit, soder DJV-Vorsitzende Michael Konken. "Das muss sich ein Anwalt gefallen lassen."
Schwenn sagte am Rande der Verhandlung: "Wenn ein Verlagshaus meint, seine Macht missbrauchen zu müssen, um ein Verfahren zu beeinflussen, dann ist das nicht mehr von der Pressefreiheit gedeckt." Bisher hätten Staatsanwaltschaft und Gericht ihm "keinen Anlass gegeben, die Verurteilungsgefahr für gemindert zu halten". Indirekt sprach er bereits eine Revision vor dem Bundesgerichtshof an: "Das ist noch nicht das letzte Wort. Das wird auch nicht in Mannheim gesprochen."
Die ehemalige Geliebte Kachelmanns beschuldigt den Wettermoderator, er habe sie mit einem Messer bedroht und vergewaltigt. Kachelmann bestreitet das.