
Kachelmann fordert von Springer zwei Millionen
Der kürzlich aus der Haft entlassene Jörg Kachelmann will von Axel Springer Verlag Schmerzensgeld in Millionenhöhe wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte. Springer weist die Forderungen zurück.
Jörg Kachelmann fordert vom Axel-Springer-Verlag Schmerzensgeld in Millionenhöhe. Der wegen Vergewaltigung angeklagte Wetter-Moderator sieht durch die Berichterstattung von Springers "Bild"-Zeitung seine Persönlichkeitsrechte verletzt. "Wir können bestätigen, dass es Forderungen gibt, die sich etwa auf zwei Millionen Euro summieren", sagte ein Springer-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Der Verlag weise die Forderungen allesamt zurück. Kachelmanns Anwalt Ralf Höcker habe sich zu der Sachlage auf Anfrage nicht äußern wollen. Wie das "Handelsblatt" auf seiner Internetseite schreibt, wird Kachelmanns "Frontalangriff" in Konzernkreisen als Ablenkungsmanöver begriffen. „Das ist eine durchsichtige Aktion“, zitiert die Zeitung einen Insider. Der Wettermoderator wolle seinen kaputten Ruf auf Kosten von „Bild“ aufpolieren, so die Vermutung.
Der Internetseite Faz.net zufolge haben Kachelmanns Anwälte die Schmerzensgeld-Forderungen an "Bild" und "Bild am Sonntag" gestellt. Rechtsexperten hatten zuvor auch die Pressearbeit der Staatsanwaltschaft kritisiert. Sie sei Auslöser für eine mediale Hetzjagd auf Kachelmann gewesen, sagte der Berliner Presserechts-Anwalt Christian Schertz der dpa.
Das Oberlandesgericht Karlsruhe hatte den Haftbefehl gegen den Schweizer am Donnerstag aufgehoben. Die Staatsanwaltschaft legt dem Wettermoderator Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall und Körperverletzung zur Last. Er soll Anfang Februar seine frühere Freundin zum Sex gezwungen und mit einem Messer am Hals verletzt haben.
Am Freitag hatte sich Kachelmann erstmals öffentlich geäußert und erneut seine Unschuld beteuert. "Der Alptraum ist für mich noch nicht zu Ende", sagte er in ersten Interviews auf freiem Fuß. Unschuldig im Gefängnis zu sitzen, sei das bisher Furchtbarste in seinem Leben gewesen, meinte er mit Blick auf viereinhalb Monate Untersuchungshaft.
Nach der Entlassung will der 52-Jährige nun vor Gericht gegen die Vergewaltigungsvorwürfe kämpfen. Der Prozess beginnt vor dem Landgericht Mannheim am 6. September. Kachelmann war am 20. März nach der Rückkehr von den Olympischen Winterspielen aus Kanada verhaftet worden.
"Ich gehe davon aus, dass die sehr frühe Information der Öffentlichkeit über die Inhaftierung die Persönlichkeitsrechte Kachelmanns verletzt hat", sagte Schertz. "Sollte Kachelmann im Hauptverfahren freigesprochen werden, stehen Amtshaftungsansprüche im Raum". Der Präsident des Verbandes deutscher Strafrechtsanwälte, Jürgen Möthrath, kritisierte, das Privatleben des Wettermoderators sei in einer Weise an die Öffentlichkeit gezerrt worden, wie es bei weniger prominenten Verdächtigen nie der Fall gewesen wäre.
Die ARD machte das Drama rund um ihren Wettermoderator zum Thema in der Talkrunde "Anne Will" am Sonntag. "Der Fall Kachelmann - Justiz-Alltag oder Promi-Pranger?" lautete der Titel der Sendung.