In seinem knapp sieben Minuten langen Beitrag, den bei Facebook binnen 17 Stunden bereits mehr als eine Million Menschen gesehen haben, springe er auf den Mainstreamzug der naiven Gutmenschen auf. "Wenn Gutmensch ... zum hämischen Schimpfwort mutiert, um damit das eigene Schlechtmenschentum zu beschönigen", sei etwas nicht in Ordnung - da sei er lieber "Gutmensch als Arschloch".

Gewalt gegen Asylsuchende sei schlicht ein Verbrechen. Wenn jetzt nicht langsam jeder einzelne anfange, einen eigenen moralischen Kompass zu entwickeln und danach zu handeln, sehe es düster aus. Kalkofe selbst bringt es auf den einfachen Nenner, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden wolle. Und niemandem etwas anzutun, was man selbst nicht erfahren möchte. "Unsere einzige Chance auf Besserung" nennt er das.

Verstand gebe es nämlich kostenfrei: Da könne man ihn doch durchaus auch mal benutzen.

Kalkofe ist damit der nächste Fernsehunterhalter, der den Mund aufmacht gegen Fremdenhass. Vor knapp einer Woche hatten sich Joko & Klaas mit ähnlich deutlichen Worten unter #mundaufmachen an ihr Publikum gewandt. Vier Millionen Nutzer klickten ihr Video auf Youtube. Die Reaktionen darauf waren weitgehend positiv, doch auch die "besorgten Bürger" äußerten sich, selbst bei W&V auf Facebook, um gegen "naive Gutmenschen" und "Lügenpresse" zu wettern. Auch Kritik, Prominente würden sich lediglich wegen der medialen Aufmerksamkeit des Themas annehmen, gab es. Dabei wird verkannt, dass gerade Menschen, die derart in der Öffentlichkeit stehen und eine große Fangemeinde haben, aufgrund ihres Einflusses deutlich Stellung beziehen sollten.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.