
Kallen wird Burda-Nachfolger
Hubert Burda hat seinen Nachfolger bestimmt. Finanzvorstand Paul-Bernhard Kallen wird ab Januar neuer Vorstandschef des Münchner Verlagskonzerns. Der 52-Jährige besetzt bereits seit Jahren erfolgreich die Themen Geld und Digitales.
Paukenschlag beim Münchner Verlagskonzern Burda: Verleger Hubert Burda übergibt zum 1. Januar 2010 sein Amt als Vorstandsvorsitzender an den Finanz- und Technikvorstand Paul-Bernhard Kallen. Dies bestätigt ein Burda-Sprecher gegenüber W&V Online. Der Verleger, der im kommenden Februar seinen 70. Geburtstag feiert, werde sich aber nicht gänzlich zurückziehen, betont der Sprecher. Burda bleibe Eigentümer und treffe weiter Entscheidungen.
Kallen ist seit 13 Jahren im Konzern seit zehn Jahren Mitglied im Vorstand. Der 52-Jährige verantwortet das Schlüsselressort Finanzen und zeichnete in den vergangenen Jahren als Technik-Vorstand für die Expansion des Konzerns in die digitale Medien verantwortlich.
Die oberste Führungsspitze des Verlags (Bunte, Focus) bilden damit künftig zwei Manager. Neben Kallen ist dies der 2008 von Axel Springer zurückgekehrte Philipp Welte. Er leitet als Verlagsvorstand das Stammgeschäft Zeitschriften. Focus-Herausgeber Helmut Markwort, der sich im Laufe des Jahres von seinem Chefredakteurs-Posten beim Münchner Nachrichtenmagazin zurückzieht, wird Ende 2010 auch aus dem Vorstand ausscheiden. Seinen Verantwortungsbereich, unter anderem für die Focus-Gruppe und die Hamburger Verlagsgruppe Milchstraße, erbt Welte. Kallen ist weiterhin für Digitales, Technik, Finanzen, Internationales, sowie für die Burda Direct Group, Burda Services und die Druckerein zuständig. Bereits nach dem Rückzug des langjährigen Burda-Vizes Jürgen Todenhöfer und dem schnellen Abgang von Crossmedia-Managerin Christiane zu Salm übernahm Kallen einen Großteil von deren Zuständigkeitsbereichen.
Kallens riesiges Vorstandsressort macht deutlich: In rund zehn Jahren hatte der promovierte Wirtschaftswissenschaftler, der nach außen hin eher zurückhaltend auftritt, im Burda-Reich stetig an Einfluss gewonnen. Der versierte Finanz-Experte hat es mit einer geschickten Anlagestrategie verstanden, das geschäftliche aber auch persönliche Vermögen seines Verlegers stetig zu mehren. Deshalb sahen Verlagskenner in ihm bereits seit längerem den kommenden Mann. Wer das Geld kontrolliert“, so ein Burda-Insider, der hat die Macht“.
Neben den Finanzen gelang es dem Manager zudem, ein zweites Schlüsselthema erfolgreich zu besetzen: die digitalen Medien. Unter seiner Regie kaufte sich Burda in den letzten Jahren ein umfangreiches Portfolio von Online-Beteiligungen zusammen, an denen sich das Verlagshaus als Risikokapitalgeber beteiligt hat. Hierzu zählen unter anderem Portale wie Holidaycheck oder ElitePartner.de. Zuletzt stieg das Unternehmen mit 25,1 Prozent beim Online-Netzwerk Xing ein.
Kallens Digital-Reich steuerte 2008 bereits 340 Millionen Euro zum Umsatz bei und ist der am stärksten wachsende Bereich des Medien-Imperiums. Die Digital-Geschäfte bilden inzwischen ein echtes zweites Standbein in der Burda-Bilanz neben dem Stammgeschäft Print. Dass Verleger Burda dort die Zukunft sieht, betont der agile Firmenpatriarch bereits sei vielen Jahren. Nun bestimmt er seinen Mann fürs Digitale zum Nachfolger – ein letztlich logischer Schritt.
Nicht ganz unerwartet kommt für Verlagskenner auch der Zeitpunkt der Stabsübergabe. In den letzten Monaten machten im Umfeld des Unternehmens zunehmend Spekulationen die Runde, der Verlagschef wolle sich Anfang 2010 aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Sogar Gerüchte, nach denen Burda seine Ehefrau, die Schauspielerin Maria Furtwängler, zur Vorstandschefin befördern könnte, wurden kolportiert. Wie immer hat der Verlagschef nur wenige Vertraute eingeweiht und die Mehrheit innerhalb wie außerhalb des Unternehmens überrascht.