Doch, das klingt gar nicht so übel. Allerdings: Markus Lanz und "Wetten, dass ...?" wurden schon für eine weniger schwache Zugkraft abgesetzt. Die Frage muss also erlaubt sein, ob der Abschwung des ZDF-Dauerbrenners von guten 14 Millionen Zuschauern (Gottschalk, 2011) auf zuletzt zwischen 5 und 6 Millionen (Lanz, 2014) allein auf den Moderatorenwechsel zurückzuführen ist. Oder darauf, dass die Fernsehkost für die ganze Familie in der Krise steckt. Selbst die zwischenzeitlich so hochgejubelten Formate wie Castingshows und Krawallsendungen à la Raab müssen immer öfter Quotendellen wegstecken.

Das Patentrezept jedenfalls hat die ZDF-Unterhaltungsredaktion offenbar nicht gefunden. Kerner ist nicht besser als Lanz, Komoderatorin Emma Schweiger (ja, Til Schweigers schauspielende Tochter) aber sicher frischer als Cindy von Marzahn. Das Grundproblem scheint  das Konzept zu sein: Die ganze Familie sieht daheim auf der Couch dabei zu, wie prominente Erwachsene gegen Kinder spielen. Finde den Fehler? Genau: Was kann schlimmer sein für einen Spielefan, als tatenlos anderen beim Spielen zusehen zu müssen? Zumal mit der Familie: Nicht wenige werden nach dem Blick in die Fernsehzeitung beschlossen haben, mal wieder einen gemeinsamen Spielebbend zu veranstalten, statt quälend lange drei Stunden zu erleben, wie Johannes B. Kerner Spielregeln vorliest. Wem das nun seltsam vorkommt, dem sei gesagt, dass es bei ZDF dennoch eine plausible Ausgangstheroei gegeben hat: "Das Spiel beginnt" hängt sich an den Erfolg von Brettspielen, die sich über steigende Absatzzahlen freuen. 

Selbst die Kritiker sind sich einig. Gern wird den Fernsehkritikern nachgesagt, dass sie viel lieber draufhauen und neue Konzepte schlechtschreiben, als das Positive hervorzuheben. Nun, an "Das Spiel beginnt" hat offenbar niemand zwischen Hambrug und München Lobenswertes entdecken können. So einhellig vernichtend wie die Online-Kritiken von "Spiegel" über "Süddeutsche" (mit recht ausgewogenen Leserreaktionen) bis "Welt" sind die Urteile der Fernsehfachleute noch selten ausgefallen. Stellvertretend: "Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis in der großen ZDF-Abendshow 'Die Wand' prominente Gäste einem frischen Anstrich drei Stunden dabei zusehen werden, wie er trocknet", ätzt Arno Frank von "Spiegel Online". Im Netz gab es nicht weniger Spott - wir fassen einige Reaktionen unten für Sie zusammen. Denn viel ist hier nicht hinzuzufügen.

Den Samstagabend kann man so nicht retten. Die große Samstagabendshow ist tot. Mausetot. Und solange die Senderverantwortlichen (ja, auch bei ARD, ProSiebenSat.1 und RTL) nicht besser hinschauen, was die Menschen eigentlich interessiert, wenn sie daheim entspannen, wird der Fernsehfamiliensamstag, wo es ihn noch gibt, weiter dahinsiechen. ZDF sei Dank wissen die Zuschauer ja nun, was sie stattdessen tun könnten: Gemeinsam was spielen.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.