
Candystorm:
Kinderschokolade: Warum Pegida unfreiwillig Ferrero hilft
Ein Facebook-Post von Pegida-Anhängern zur neuen Kinderschokolade-Edition beschert Ferrero viel Aufmerksamkeit. Der Süßwarenkonzern bekommt die aufgeheizte Stimmung in den sozialen Netzwerken zu spüren - und profitiert davon.

Foto: Kinderschokolade/Screenshot via Facebook
Pegida-Anhänger haben ein Problem mit Kinderschokolade, genauer mit der Sonderedition zur kommenden Fußball-EM: Zum Auftakt des Wettbewerbs hat Ferrero seine Schoko-Marke mit Kinderporträts des aktuellen Kaders der deutschen Nationalmannschaft versehen. Zu den Abgebildeten zählen etwa André Schürrle und Mats Hummels, aber auch lkay Gündoğan und Jérôme Boateng. Über die Porträts der beiden letzteren Spieler ärgern sich einige Mitglieder der Facebook-Gruppe Pegida BW - Bodensee. Von ihren negativen Kommentaren profitiert nun Ferrero.
Begonnen hat die Diskussion mit einem Post der Pegida-Gruppe am 19. Mai. Er zeigt die Sonderedition mit den Gesichtern Boatengs und Gündoğans, betitelt ist das Ganze mit dem Kommentar "Vor Nichts wird Halt gemacht". Einen Tag später veröffentlichte die Facebook-Seite von Kinderschokolade den TV-Spot zur EM-Sonderedition. Es dauerte noch vier Tage, bis der Hersteller reagierte. Von einer Nutzerin auf die Hetzkommentare aufmerksam gemacht, schreibt das Unternehmen auf Facebook:
"Wir von Ferrero möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich von jeglicher Form von Fremdenfeindlichkeit oder Diskriminierung distanzieren. Wir akzeptieren und tolerieren diese auch nicht in unseren Facebook-Communities. Viele Grüße, dein kinder Schokolade-Team"
Hierbei ein Screenshot des fraglichen Pegida-Posts:
Die Aufregung um die Motive auf der Kinderschokolade ist ein Zeichen für die aufgeheizte Stimmung, die seit einiger Zeit auf Facebook herrscht. Von der aktuellen Debatte profitiert vor allem der Hersteller: Berichtet haben unter anderem "Bild", "Die Welt", "Stern" und Spiegel Online - kostenlose Werbung für Ferrero also. Und auch die Facebookseite von Kinderschokolade hat innerhalb von weniger als drei Tagen (Stand: Mittwoch, 25. Mai, 14 Uhr) gut 2000 neue Likes erhalten. Mittlerweile regt sich kreativer Protest gegen Pegida in den sozialen Netzwerken auch unter dem Hashtag #Cutesolidarity, wo User ihre eigenen Kinderfotos posten.
Ferrero hatte bereits eine ähnliche Sonderedition zur WM 2014 in Rio herausgebracht und deutlich weniger Aufsehen erregt. Das Unternehmen geriet damals aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen bei seinen Lieferanten in die Kritik.
Update: Zum Wirbel um die Kinderschokolade-Packungen hat sich mittlerweile auch DFB-Präsident Reinhard Grindel geäußert. Scharf verurteilt er die Kritik an den Jugendfotos von Fußball-Nationalspielern, die auf den Packungen der Ferrero-Marke zu sehen sind. "Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist eines der besten Beispiele für gelungene Integration. Millionen von Menschen in Deutschland sind stolz auf diese Mannschaft, weil sie so ist, wie sie ist", sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes am Mittwoch im Trainingslager der Nationalmannschaft in Ascona. Grindel betonte: "Bei uns kommt es auf Leistung an und nicht auf die Herkunft eines Spielers oder an welche Religion er glaubt. Mehr sollte man zu den geschmacklosen Anmerkungen nicht sagen." (dpa)