
Kirch-Prozess: Breuer weist Vorwürfe zurück
Im Rechtsstreit um den Zusammenbruch der KirchGruppe bleibt Ex-Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer vor Gericht bei seiner Aussage: Er oder die Bank haben demnach die Milliarden-Pleite des Kirch-Konzerns nicht zu verantworten.
Im Rechtsstreit um den Zusammenbruch der Kirch-Gruppe hat sich der frühere Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer erneut vor Gericht gewehrt. Er wies Vorwürfe zurück, nach denen er oder die Bank die Milliarden-Pleite des Kirch-Konzerns zu verantworten hätten. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Gut 100 Tage nach dem Tod von Leo Kirch Mitte Juli ist am Dienstag vor dem Oberlandesgericht München der langwierige Prozess um milliardenschweren Schadenersatz für das Ende des Medienimperiums fortgesetzt worden. Dabei haben Breuer und die Deutsche Bank einen Teilerfolg errungen.
Das Gericht erklärt nun, es gebe für den Verdacht keine Hinweise, dass die Fragen in einem Interview mit Breuer Ende Februar 2002 - Wochen vor der Kirch-Pleite - abgesprochen gewesen seien. Breuer hatte in dem vielbeachteten Interview die Kreditwürdigkeit der KirchGruppe angezweifelt. Zuletzt hatte er die Äußerungen bedauert und das Interview einen "Unfall" genannt. Bereits vor Wochen haben alle Beteiligten vor dem Oberlandesgericht bekräftigt, dass es keine Absprachen vor dem Interview mit Bloomberg-TV gegeben habe.
Nun ist Breuer erneut zur Vorgeschichte der spektakulären Pleite im Jahr 2002 befragt worden. Dabei ging es vor allem darum, ob es vor dem Zusammenbruch der weit verzweigten Kirch-Gruppe Absprachen gab. Leo Kirch hatte zeitlebens die Deutsche Bank und Breuer persönlich für die Pleite verantwortlich gemacht. Auch nach seinem Tod gehen die Prozesse vorerst weiter.
Breuer weist einmal mehr den Verdacht zurück, es habe vor einem hochkarätigen Treffen beim damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder am 27. Januar 2002 Absprachen etwa mit dem damaligen Chef der WAZ-Gruppe über den Umgang mit der Kirch-Beteiligung am Springer-Verlag gegeben. Auf dem Treffen selbst sei unter anderem über die schwierige finanzielle Lage Kirchs gesprochen worden. Die Teilnehmer des Treffens hätten natürlich gerne gehört, dass die Deutsche Bank einen Beitrag leisten würde. "Ich habe mich insoweit zugeknöpft verhalten", sagt Breuer. Auch der mögliche Verkauf von Teilen der Kirch-Gruppe sei durchaus Thema gewesen.
Neben Breuer musste in der ersten Sitzung nach dem Tod Kirchs auch der frühere Chef der HypoVereinsbank (HVB), Albrecht Schmidt, aussagen. Er sollte über zwei Bankentreffen Auskunft geben, auf denen am 14. Februar 2002 verschiedene Gläubiger-Banken der Kirch-Gruppe einmal auf Einladung der Deutschen Bank und einmal auf Einladung von Kirchs Taurus-Holding über die Lage des Medienkonzerns gesprochen wurde. Schmidt war allerdings bei keinem der beiden Treffen dabei.
An diesem Mittwoch soll auch der damalige Chef der Dresdner Bank, Bernd Fahrholz, vernommen werden. Danach steht der frühere HVB-Risikovorstand Stefan Jentzsch auf der Zeugenliste - der immerhin auf einem der beiden Treffen dabei gewesen ist. Auch am Donnerstag geht der Prozess weiter. Schließlich soll am 14. November auch die Verlegerin Friede Springer dem Gericht Auskunft geben.