Ex-Kanzler-Schröder soll möglicherweise noch als Zeuge in dem Verfahren gehört werden.

Kirch wirft der Bank und ihrem damaligen Chef Rolf Breuer vor, den Zusammenbruch seines Medienimperiums durch ein Interview verschuldet zu haben. Er kämpft seit Jahren um milliardenschweren Schadenersatz, weil er sagt, die Bank habe an einem Zusammenbruch verdienen wollen. Die Bank weist diesen Vorwurf zurück. Im Februar 2002 gab Breuer ein Interview, in dem er die Kreditwürdigkeit Kirchs anzweifelte, später brach der Konzern zusammen. Danach traf Breuer mit Kirch zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammen.

Kirch sei empört über das Interview gewesen, gab Breuer zu Protokoll. "Wenn man es volkstümlich sagen will: Er wusch mir den Kopf." Er habe dann versucht, Kirch zu beruhigen. Dabei habe er auch angeboten, die Deutsche Bank könne ein Schutzschild für Kirch sein. Kirch habe das abgelehnt. Breuer betonte vor Gericht, dass es dabei nicht um ein konkretes Angebot für eine Geschäftsbeziehung ging, sondern um den Versuch, "Gutwetter zu machen." Das Gericht sieht darin allerdings einen Widerspruch zu früheren Aussagen Breuers, nach denen er Kirch ein Angebot unterbreitet habe. Zwischen beiden Aussagen gebe es "gewisse Unvereinbarkeiten", die auch Zweifel an der gesamten Darstellung der Bank begründen könnten.

In dem aktuellen Verfahren geht es um Forderungen Kirchs für Schäden bei der KGL Pool, in der 17 Firmen Kirchs gebündelt waren. Der Bundesgerichtshof hatte 2006 festgestellt, dass Kirch grundsätzlich Anspruch auf Schadenersatz zustehen könnte. In einem anderen Verfahren zur Durchsetzung der Ansprüche für die Printbeteiligungs GmbH war Kirch jüngst gescheitert - und geht auch dagegen vor. Der Ausgang des aktuellen Verfahrens ist offen, aber ohne einen Vergleich dürfte der Rechtsstreit auch nach einem Urteil noch Jahre dauern. Der Prozess geht an diesem Mittwoch weiter. (dpa/aj)


Autor: Anja Janotta

seit 1998 bei der W&V - ist die wohl dienstälteste Onlinerin des Hauses. Am liebsten führt sie Interviews – quer durch die ganze Branche. Neben Kreativ- und Karrierethemen schreibt sie ab und zu was völlig anderes - Kinderbücher. Eines davon dreht sich um ein paar nerdige Möchtegern-Influencer.