
Klassik Radio: Kubak erklärt Vermarktung zur Chefsache
Kubak will die Vertriebstochter Euro Klassik ab sofort wieder selbst lenken. Das Personal soll aufgestockt werden. Der Standort Frankfurt - ursprünglich als Sitz für den Vermarkter DaRio gedacht - spielt offenbar keine große Rolle mehr.
Ulrich Kubak, der CEO der Klassik Radio AG, hat die Vermarktung seines Senders wieder zur Chefsache erklärt. Auf Nachfrage von W&V erklärte Kubak, er werde die Vertriebstochter Euro Klassik ab sofort wieder selbst lenken. Kubak gegenüber W&V: „Ich werde Euro Klassik strategisch führen.“ Gleichzeitig gab der Senderchef an, seine Vertriebsmannschaft personell aufzustocken. Für die Standorte Augsburg, Berlin und Hamburg werden zehn neue Mitarbeiter gesucht.
Der Standort Frankfurt spielt demnach in den Überlegungen von Klassik Radio keine Rolle mehr. Dort sollte ursprünglich unter der Führung von Esther Raff der Vermarkter DaRio aufgebaut werden. Dieser sollte zum einen den weitgehend bundesweit empfangbaren Sender Klassik Radio vermarkten, gleichzeitig aber auch die Vermarktung für andere Sender übernehmen. An DaRio waren sowohl die Klassik Radio AG sowie Esther Raff beteiligt. Raff hatte geplant, mit DaRio den dritten großen Audiovermarkter aufzubauen, der den beiden Platzhirschen AS&S Radio sowie RMS Konkurrenz machen sollte. Dann aber kam es nach nur wenigen Wochen der Zusammenarbeit zwischen den Geschäftspartnern Raff und Kubak zum Zerwürfnis. Offenbar legte Kubak Wert darauf, dass Dario in erster Linie Werbezeiten von Klassik Radio verkaufen sollte, Esther Raff wiederum wollte sich vorrangig um den Aufbau eines dritten Vermarkters kümmern. Nach tagelangen Querelen wurde am vergangenen Dienstagabend das Ende der Zusammenarbeit verkündet. Beide Seiten wollten die Vorgänge nicht kommentieren.
Die Aktie von Klassik Radio hat seitdem mit leichten Kursverlusten auf die Nachricht reagiert. Dennoch wollen Analysten keine Neubewertung vornehmen. Susanne Hasler von Sphene Capital spricht beispielsweise nach wie vor von einer Unterbewertung der Klassik-Radio-Aktie. Dass die Vermarktung Entwicklungspotenzial habe, zeige der Anbuchungsstand des 1. Quartals des neuen Geschäftsjahres (Oktober bis Dezember): Dieser liegt nach Angaben des Senders bei einem Plus von 24 Prozent gegenüber Vorjahr. Kubak hatte in den vergangenen Monaten seinen Sender gründlich umgekrempelt und sich stark auf die Vermarktung der Werbezeiten konzentriert. Diese Strategie zeigt offenbar erste Ergebnisse.
Der Verkauf von 100.000 Aktien der Klassik Radio AG durch Ulrich Kubak steht dagegen offenbar nicht in Zusammenhang mit der geplanten und nicht realisierten Gesellschaft Dario. Nach Angaben eines Sprechers handelt es sich hierbei um einen Privatverkauf von Kubak, dem größten Einzelaktionär der Gesellschaft, an einen „attraktiven Investor“. Der Verkauf des Aktienpakets sei seit längerer Zeit beabsichtigt und geplant, um den free float der Aktien der Klassik Radio AG zu erhöhen.
Dem Vernehmen nach bemüht sich Esther Raff derzeit um Investoren, um die Pläne für einen dritten großen Radiovermarkter trotzdem noch realisieren zu können. Bereits im Vorfeld hatten Agenturen signalisiert, dass sie durchaus Interesse daran hätten, wenn das bisherige Duopol aufgebrochen würde. Mit an Bord wird vermutlich auch Christian Lea sein, der zusammen mit Raff das Unternehmen Dario aufbauen wollte. Aus gut informierten Kreisen verlautete, dass der Vertrag von Lea mit Klassik Radio gekündigt worden sei.