
Kofler, Middelhoff, Haffa: Image im Eimer
Georg Kofler, Thomas Middelhoff und Thomas Haffa: Einst waren sie die Dreamboys der Branche, haben mit Wort, Witz und Wucht die Medien erobert. Etliche Skandale später sind die einstigen Vorzeigemanager nur noch Randfiguren - und für Headhunter sogar schon No Gos.
Den einstigen Vorzeige-Fernsehmanager Georg Kofler dürften heute Image-Sorgen plagen. Seine Überzeugungskraft und Wortgewandtheit, sein Verkaufsgeschick und das Vermögen, die Mitarbeiter mitzureißen, sind in den Hintergrund getreten. Dass bei den Ermittlungen rund um die "Abo-Affäre" beim Sky-Vorgänger Premiere auch Kofler als Ex-CEO ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten ist, überschattet nach den Rückschlägen in den vergangenen Jahren die einstige Bilderbuchkarriere noch mehr..
Kofler hat viel von seiner Strahlkraft eingebüßt – dem "Goldjungen" von einst glückt heute nicht mehr so viel. Heutzutage kommt die "Süddeutsche Zeitung" mit der Schlagzeile "Mehr als 600.000 Karteileichen im Keller?", und Kofler ist dort nurmehr der "TV-Zampano". Zuletzt ist der 54-Jährige mit seinem Kofler Energies Club gescheitert. Den Misserfolg fasst er einige Wochen später im Gespräch mit der "Zeit" mit den Worten zusammen: "So ein Flop geht natürlich gegen die Sportlerehre. Es ist wie ein großes Tennismatch, das Sie zu Null verlieren, und dies auch noch vor großem Publikum. Das nervt, ist aber kein Desaster."
Mit diesem Gefühl müssen auch andere leben, die noch vor wenigen Jahren als absolute Überflieger galten. Thomas Middelhoff ist so ein Typ. Wenn von dem 58-Jährigen heute in der Presse die Rede ist, dann nur noch vom "gefallenen Topmanager". Erst kürzlich hat der einstige Chef der Konzerne Bertelsmann und Arcandor für viele Fragezeichen gesorgt, als er als Zeuge im Prozess Leo Kirch gegen die Deutsche Bank vor dem Oberlandesgericht München ausgesagt hat. Dabei ist es gar nicht um den Fall gegangen. Nein, allein Middelhoffs Alter hat Verwirrung gestiftet. Er sei 53, nein, Jahrgang 1953. So sein Einstieg ins Verhör - und die Schlussfolgerung, er sei ergo 54 Jahre alt. Soweit die jüngsten Sensationen rund um den einstigen Topmanager - Störgeräusche im Nachhall auf sein aufsehenerregendes Scheitern beim Handelskonzern Arcandor.
Apropos gescheitert: Thomas Haffa trägt heute das Label "Pleitier" und ist nurmehr eine Randerscheinung in den Medien. Der einst omnipräsente EM.TV-Gründer hat sich 2010 nach neun Jahren zurückgemeldet und den ehemaligen RTL-Teleshopping-Sender Channel 21 gekauft. Vom Sender ist nur wenig zu hören, vom ehemaligen, stets gut gelaunten Liebling der Medien noch viel weniger. Dabei hatte seine Firma EM.TV wie keine andere für die erfolgsverwöhnten 90er Jahren gestanden und sie geprägt. Und heute, mehr als ein Jahrzehnt nach dem großen EM.TV-Crash? Thomas Haffa betreibt die Business-Fluglinie Air Independence. Und versucht sich bei Channel 21. Eine Wende ist dort nicht in Sicht, als Aushängeschild und Zugpferd für Investoren mag Haffa nicht mehr taugen.
Mögen Kofler, Middelhoff und Haffa einst auf dem Medien- und Börsenparkett geglänzt haben – sie sind über ihr Geschäftsgebaren gestürzt. Ihr Charisma hat in der heilen Welt der 90er Jahre funktioniert. 2011, nach zwei Krisen und viel Ernüchterung im Medienmarkt, sind Manager vom Schlage eines Thomas Ebeling am Ball. Er führt ProSiebenSat.1 mit fester Hand – wenn auch sein Charme nicht an den eines Georg Kofler heranreicht. Dieser versichert angesichts der Ermittlungen rund um das heutige Sky stets, die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft seien "haltlos". Und: "Ich stelle unverändert fest: Premiere hat während meiner Amtszeit stets korrekt berichtet.” Doch Koflers Ruf haben die Vorgänge schon einmal geschadet. Der Lack ist ab – ebenso wie bei Middelhoff und Haffa. Das sieht auch einer von Deutschlands Top-Headhuntern hinter vorgehaltener Hand so: "Ich würde keinen der drei mehr anrufen, um ihm einen Job anzubieten."