
Lebensmittel-Hersteller wehren sich gegen Plagiats-Vorwürfe
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat eine Liste mit Lebensmittel-Plagiaten veröffentlicht. Dort finden sich auch bekannte Markenamen wie Du Darfst, Lorenz,Fol Epi oder Buitoni. Die Hersteller fühlen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt.
Kernig-nussig oder zart, knackig und frisch, knusprig, mit leckerer Fllung, mit Sahne verfeinert, Bio und 100 Prozent - Marketingsprache, mit der Unternehmen wie Unilever, Lorenz Bahlsen oder Buitoni die Verbraucher auf den Geschmack fr ihre Produkte bringen wollen. Eher den Appetit verderben drfte allerdings eine Liste der Verbraucherzentrale Hamburg, die eben Produkte dieser und anderer Firmen an den Pranger stellt. Der Vorwurf: Mit Imitaten wird an Zutaten gespart und der Verbraucher gezielt getuscht.
So enthlt ein "Meeresfrchtecocktail" laut den Verbraucherschtzern nicht zwingend Meeresfrchte. Und ein Schokokeks nicht umbedingt Schokolade. Eine Garnele ist noch lange keine "echte" Garnele, auch wenn sie wie eine aussieht und dies auch auf der Packung steht. Putensalat kann auch gepresstes Hhnerfleich enthalten. Pesto lsst sich offenbar mit gnstigem l strecken. Und Wasabi-Geschmack fr Erdnsse geht auch ohne echten Meerrettich.
"Ein Lgendetektor im Supermarkt wrde stndig ausschlagen, wenn er dort zum Einsatz kme", so die Verbraucherzentrale. "Denn offenbar sehen sich immer mehr Anbieter veranlasst, an den Zutaten zu sparen und mchten vor allem eines vermeiden: Dass die Verbraucher das merken. Wer beim Einkaufen auf schne Namen und Bilder hereinfllt, ist schon in die Imitat-Falle getappt."
Die Hersteller wehren sich gegen die Vorwrfe. Sie bestreiten auf Anfrage die Inhaltsstoffe nicht, sondern verweisen darauf, dass diese auf der Packung angegeben sind und die gesetzlichen Vorgaben erfllt seien. "Zu den Vorwrfen knnen wir sagen, dass es nie unsere Absicht gewesen ist, Verbraucher zu tuschen und auf eine 'Schokoladencreme' hinzuweisen", versichert Anja Schmeling, Marketing Managerin von Biscuits Delacre, Hersteller der von der Verbraucherzentrale kritisierten "Keksbolde". Der Vorwurf: Statt Schokoladencreme enthalte das Produkt billiges Kakaopulver.
"Es ist enttuschend zu sehen, in welcher Art und Weise die Verbraucherzentrale vorgeht", so Schmeling. "Ausdrcke wie 'billiges Schokoladenimitat sind irrefhrend und entziehen sich jeder Grundlage'." Stattdessen werde hochwertige Kakaocreme benutzt. Der Begriff "Schoko" auf dem Produkt bezeichne nur die Geschmacksrichtung, nicht die Fllung selbst. Die Produktetikettierung sei au;erdem lebensmittelrechtlich geprft und besttigt worden.
Die Marketing-Expertin rumt jedoch ein, dass das Befolgen gesetzlicher Vorschriften offenbar nicht ausreicht. "Gleichwohl knnen wir eine Entwicklung nachvollziehen, wonach die frmliche Einhaltung der Lebensmittel-Kennzeichnungsvorschriften aufgrund eines sich wandelnden Verbraucherbildes mittlerweile teilweise als unzureichend angesehen wird. So scheinen zunehmend Verkehrsbezeichnung und Zutatenliste von Lebensmitteln heute nicht mehr als die zentralen und geeigneten Kennzeichnungselemente zur Verbraucherinformation angesehen zu werden." Delacre wolle daher auf die Verbraucherzentralen zugehen und ber die Etikettierung der Produkte diskutieren. "Mit Blick auf unser Produkt Mini-Keksbolde prfen wir konkret, wie die Auslobung der Geschmacksrichtung 'Schoko' sinnvoll gendert werden kann", erklrt Schmeling.
Auch Bongrain Deutschland, Hersteller des kritisierten Schmelzkste Fol Epi Nuss, nimmt auf Nachfrage von Werben & Verkaufen Stellung: "Fol Epi Scheiben Nuss ist eine traditionelle Schmelzksezubereitung. Dies wird auf der Packung auch so angegeben, und alle Inhaltsstoffe werden korrekt aufgefhrt", erklrt Unternehmenssprecherin Ursula Gundlach. Alle Zutaten seien - anders als die Verbraucherzentrale behaupte - erlaubt. Das Unternehmen verweist au;erdem darauf, dass Schmelzkse nicht mit den aktuell stark kritisierten "Kse-Analogen" verwechselt werden drfe - Kunstkse, der keine oder kaum Milch enthlt. Die Stellungnahme, in der die Zubereitung von Fol Epi genauer erlutert wird, wurde auf Website von Bougrain Deutschland gestellt, um die Verbraucher zu informieren.
Erst Anfang Juli waren die Werberegeln fr Lebensmittel des Deutschen Werberates in Kraft getreten. Darin hei;t es unter anderem: "Kommerzielle Kommunikation fr Lebensmittel soll so gestaltet sein, dass das Vertrauen der Verbraucher in die Qualitt der beworbenen Produkte nicht missbraucht wird." Laut Volker Nickel, Geschftsfhrer und Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) und Deutscher Werberat, liegen dem Werberat dazu derzeit keine aktuellen Beschwerden vor. Damit Unternehmen jedoch nicht "in die Abseitsfalle von Irrefhrung und Vertrauensverlusten tappen", empfiehlt Nickel, die freiwillige Vorprfung von kommerzieller Kommunikation durch die ZAW zu nutzen.