
Lernen von ... Nadja Amireh: "Vorsicht vor dem Tunnelblick"
Beinahe täglich wagt sich eine neue Agentur in den Markt. Doch was macht eine Agentur erfolgreich, welche Voraussetzungen sind nötig? Nadja Amireh hat vor kurzem mit einer Partnerin die Agentur get noticed Communications gegründet. W&V Online spricht mit ihr über die Herausforderungen.
Beinahe täglich wagt sich eine neue Agentur in den Markt. Doch was macht eine Agentur erfolgreich, welche Voraussetzungen sind nötig? Nadja Amireh hat vor kurzem mit Anja Beckmann die Agentur get noticed Communications gegründet. W&V online spricht mit der frischgebackenen Geschäftsführerin über die Herausforderungen als Agenturgründer.
Frau Amireh, Sie waren lange Zeit in fester Position bei Henkel als Kommunikationsberaterin. Was genau hat Sie zu dem Schritt veranlasst, eine sichere Festanstellung aufzugeben?
Der Drang nach Entwicklung und Veränderung. Mich reizte die Herausforderung, wirklich selbstständig arbeiten zu können und mein ganzes Engagement für mein Business einzusetzen. Auch private Gründe haben mich dazu bewogen: Durch die Selbstständigkeit kann ich meinen Mann häufiger sehen, das ging vorher nur am Wochenende.
Was waren Ihre Gefühle dabei?
Eine wilde Mischung aus Neugier, Lust auf neue Herausforderungen, ein starker Glauben an meine Fähigkeiten, gepaart mit Wehmut, meinen Arbeitgeber Henkel zu verlassen und die alten Kollegen nicht mehr zu sehen. Und auch ein wenig Angst, zu scheitern und zu versagen.
Es gibt Tausende von kleineren und größeren Agenturen – was machen Sie anders oder besonders?
Gemeinsam mit meiner Geschäftspartnerin Anja Beckmann bündeln wir 20 Jahre PR-Expertise und mehrjährige Social Media Erfahrung sowie Spezialwissen in Feldern wie Krisen-PR und CSR. Wir haben bei Konzernen wie Henkel, Kraft Foods und Starbucks umfangreiche Kommunikationsprojekte betreut und umgesetzt. Im Unterschied zu vielen anderen Beratern kennen wir also sehr genau die Abläufe in und Bedürfnisse von Unternehmen. Zudem sind wir sowohl in den klassischen als auch in den neuen Medien zu Hause. Je nach Bedarf setzen wir unsere speziellen Fachkenntnisse in interner Kommunikation, Führungskräftekommunikation, Krisenmanagement und Corporate Social Responsibility ein.
Was sind die wichtigsten Schritte, wenn man seine eigene Agentur gründet?
Ich habe am Anfang realistisch überlegt, ob ich der Typ für eine Selbstständigkeit bin. Gemeinsam mit Anja Beckmann habe ich dann definiert, wo unser USP liegt und was uns von anderen Agenturen abhebt. Sehr wichtig war es uns, einen Geschäftsplan zu erstellen und gut zu kalkulieren. Auch das Corporate Design mit Print- und Webmaterialien ist essenziell. Nicht zu vergessen ist Eigen-PR und Social Media für die Agentur. Und natürlich braucht man Kunden und muss akquirieren: Wir konnten direkt mit namhaften Kunden wie dem Gebäckhersteller Lambertz starten. Außerdem haben wir jetzt schon zahlreiche Buchungen für Social Media Training und Konzeptionsentwicklung für Unternehmen.
Wie sieht Ihre Strategie aus, Kunden zu akquirieren?
Wir arbeiten mit einem Dreiklang aus PR, Social Media und Direktansprache - zum Beispiel auf Messen, über Seminare und Branchenveranstaltungen. So leiten wir z. B. den Arbeitskreis Markenkommunikation der Deutschen Public Relations Gesellschaft, sind bei den Wirtschaftsjunioren und dem Cologne PR Club aktiv.
Gibt es eine Art Gründer-Fahrplan, den Sie Nachahmern empfehlen können?
Sehr gute Hilfestellung geben bei der Gründung die IHK, das neue Unternehmertum Rheinland oder das Bundesministerium für Wirtschaft.
Haben Sie ein Motto, um sich zu selbst zu motivieren?
Ich bin gottseidank eine echte Kämpfernatur und kann mich meistens sehr gut motivieren. Ein Motto habe ich nicht, aber ich glaube an unsere Idee und unseren Erfolg. Im vergangenen Jahr habe ich mir einen Coach gesucht, und bin sehr froh darüber. Als Gründer kommt unglaublich viel auf einen zu und man bekommt manchmal einen Tunnelblick. Eine außenstehende Person, die neutral berät, ist da Gold wert.
Sie sind 42 Jahre alt. Hätten Sie den Schritt in die Unabhängigkeit schon mit 24 wagen sollen?
Nein, der richtige Zeitpunkt für mich ist genau jetzt. Heute verfüge ich über eine langjährige Erfahrung im PR- und Social-Media-Bereich und habe mir ein breites Kontaktnetzwerk zu Journalisten, Dienstleistern und potenziellen Kunden aufgebaut.
Wie lautet Ihre Exit-Strategie?
Habe ich nicht. Ich habe einen Plan A und der hat Priorität. Als nächsten Schritt wollen wir nun expandieren: also weitere interessante Kunden gewinnen und zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Momentan überwiegt bei mir ganz klar die Euphorie - und ich glaube an Hermann Hesses weise Worte "Allem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und uns hilft, zu leben".