
Regionalisierte Spots:
München.TV grätscht sich in Werbedeal von ProSiebenSat.1
Der Citysender München.TV will nicht, dass die bayerische Vermarktungsphalanx um TV Bayern zusammen mit ProSiebenSat.1 regionale Spots anbietet - und droht mit Kündigung.
München.TV stellt sich quer. Wenn ProSiebenSat.1 unter Rückendeckung der bayerischen Staatskanzlei im Zuge der regionalisierten Werbung im weiß-blauen Kabel eine Allianz mit TV Bayern eingeht, wird dem Vermarktungsverbund mit dem Isar-Kanal einer der wichtigsten Sender abspringen. "Der Ballungsraumsender München.TV hat TV Bayern für den Fall eines Vertragsabschlusses mit ProSiebenSat.1 eine fristlose Kündigung des Vermarktungsvertrages angekündigt", heißt es vom Münchner Team um Senderchef Christoph Winschuh. Eine Abmahnung sei der nächste Schritt in der kontroversen Diskussion zur geplanten Zusammenarbeit.
Wir erinnern uns: TV Bayern, nationaler und überregionaler Vermarkter der bayerischen Lokal-TV-Sender, hat zusammen mit ProSiebenSat.1 Media AG einen Schulterschluss bei der Vermarktung von regionaler Werbung angekündigt. Dieses Vorhaben sei im Vorfeld "nicht mit den vertraglichen Vermarktungspartnern von TV Bayern abgestimmt worden und findet auch in keiner Weise die Zustimmung dieser Partner", tun nun die Münchner erneut kund. Auch die regionalen Sender München2, RTL München Live, Augsburg.TV, Allgäu.TV und Regio TV Schwaben seien im Gegenteil "strikt gegen eine solche Zusammenarbeit, da Irritationen im Werbemarkt, sinkende überregionale Umsätze und weitere Entwicklungsnachteile für die Gattung Lokalfernsehen an sich zu befürchten sind", heißt es.
Winschuh, als ehemaliger Chef des RTL-II-Vermarkters El Cartel Media erfahren in Sales-Fragen, gibt zu bedenken: "Abgesehen von kartellrechtlichen Bedenken verstößt dieses Vorhaben von TV Bayern in eklatanter Weise gegen den bestehenden Vermarktungsvertrag. TV Bayern ist es als Handelsvertreter nicht gestattet, Konkurrenztätigkeiten aufzunehmen oder zu befördern." Daher würde München.TV im Falle eines Vertragsabschlusses mit ProSiebenSat.1 den Vertrag mit TV Bayern kündigen.
Seit Jahresbeginn setzt der ProSiebenSat.1-Vermarkter SevenOne Media nach einem Gerichtsurteil regionalisierte Werbung um – sehr zum Schrecken regional tätiger Mediengattungen wie Zeitungen, Radiosender oder diverser Ballungsraumsender. Werbekunden wie Opel oder Gärtner Pötschke sind bereits mit von der Partie, als Partner für die Distribution hat die TV-AG alle wichtigen Kabelnetzbetreiber ins Boot holen können. Nach dem Veto des Landes Bayern, Stammsitz von ProSiebenSat.1, werden wohl die Länder Mitte Juni ein bundesweites Verbot für regionalisierte Werbung der nationalen Anbieter nicht mehr durchsetzen können.