
MA 2010 Radio II: Die Analyse
Die Juli-Zahlen der AG.MA bringen es an den Tag: So manch ein Zuwachs aus der vergangenen Radio-MA mit ihrer neuen Grundgesamtheit ist wieder weg. Und: Den Platz des Spitzenreiters nimmt jetzt ein ARD-Sender aus München ein. Die ausführliche Analyse von W&V.
Die Stunde des Vergleichs im Hörfunk ist gekommen: Die AG.MA legt die Reichweiten der Radiostationen vor – zum ersten Mal wieder richtig vergleichbar, nachdem bei der Frühjahrs-MA die Werte von deutschsprachigen Nicht-EU-Ausländern hinzugekommen sind. Angesichts starker Werte bei den absoluten Hörerzahlen dürfte die Freude bei einigen Sendern groß sein – Bayern 1, WDR 4 und Bayern 3 können überproportional von den Hörerzuwächsen profitieren. Hier ist Wachstum gegenüber der MA 2010 Radio I zu verzeichnen.
Bei der MA 2010 Radio II am Dienstag gibt es auch klare Sieger nach Prozenten. Diese heißen: Ganz nach oben aufs Treppchen kommt ausgerechnet das insolvente JazzRadio mit vielen Schlagzeilen im Frühjahr und jetzt 114,5 Prozent Zuwachs; das absolute Hörer-Plus hält sich mit 8000 in Grenzen. Energy Sachsen kann um starke 87,7 Prozent anwachsen auf 63.000 Hörer. Starke Zuwächse kommen dieses Mal aus dem Süden der Republik: Das Münchner 95,5 Charivari steht mit plus 49,4 Prozent auf jetzt 50.000 Hörer in der durchschnittlichen Werbestunde in den MA-Listen. In Baden-Württemberg legen Hitradio Ohr (plus 40,4 Prozent) auf jetzt 23.000 Hörer und Burdas Donau 3 FM (plus 35,0 Prozent) auf 28.000 Hörer zu.
Den größten Zuwachs in absoluten Zahlen verzeichnen dieses Mal gleich drei ARD-Wellen: Bayern 1 aus München führt die Riege der MA 2010 Radio II mit 124.000 Hörern mehr in der beworbenen Durchschnittsstunde bei jetzt 1,269 Millionen Hörer an. Danach folgen WDR 4 aus Köln mit 107.000 plus bei nun 893.000 Hörern und Bayern 3 mit 85.000 Hörern mehr bei jetzt 751.000 Hörern absolut. Beim öffentlich-rechtlichen BR herrscht sicher Sektlaune: Die Reformen bei fast allen Wellen der letzten Jahre haben sich ausbezahlt. Einzig Bayern 2 und B5 aktuell verlieren leicht um je 2,3 Prozent an Hörern. Auch der kommerzielle Lokalradioverbund Radio NRW kann punkten: Plus 70.000 Hörer ab zehn Jahren bringen die Oberhausener auf satte 1,61 Millionen Hörer pro Werbestunde.
Bitter dagegen die Bilanz beim bisher reichweitenstärksten Einzelsender der Republik: Antenne Bayern hat zwar nach Prozenten nur um 5,9 Prozent nachgegeben. Doch der absolute Verlust von 72.000 Hörern pro Durchschnittsstunde auf nun 1,14 Millionen Hörer ab 10 Jahren vertreibt den Münchner Privatsender von seinem Spitzenplatz. Den nimmt ab sofort nach den starken Hörerzuwächsen der öffentlich-rechtliche Mitbewerber Bayern 1 ein, wo seit einiger Zeit der frühere Antenne-Bayern-Mann Stephan Lehmann wirkt. Trost für die Antenne: Sie bleibt zum einen meistgenutzter Privatsender der Republik. Und die Tochterwelle Rock Antenne legt um deutliche 17,3 Prozent auf nun 80.000 Durchschnittsstundenhörer zu und kann so die Verluste aus der Frühjahrs-MA mehr als kompensieren.Mit erneuten Zuwächsen meldet sich auch der Lokalfunk aus Bayern, der in der letzten MA seine Verluste aus der Analyse im Spätsommer 2009 wieder wettgemacht hat.
Ein genauer Blick auf den hessischen Radiomarkt muss sein: Platzhirsch FFH muss nach einem Zwischenhoch bei der vergangenen MA und einem Relaunch im Vorjahr bei der MA 2010 Radio II Hörer abgeben. Mit minus 83.000 Hörern ist der letzte Zugewinn leider wieder versiegt; der Privatsender kommt nun mit 480.000 Hörern pro Werbestunde nicht mehr über die Grenze von einer halben Million Hörer. Die Tochter Harmony.FM legt hingegen bei der MA 2010 Radio II um 19,1 Prozent zu auf jetzt 45.000 Fans pro Werbestunde. Abgeben müssen zwei weitere Privat-Wellen am Main: Nach diversen Hörergewinnen in Folge bricht Radio Bob um 15,3 Prozent auf 38.000 Hörer ein. Das frisch erworbene Main FM, das NRJ jetzt generalüberholt, kommt nach weiteren Verlusten nurmehr auf 11.000 Hörer pro Werbestunde.
Im Saarland gewinnen alle Sender hinzu, am stärksten aber Radio Salü mit 12,1 Prozent plus auf nun 78.000 deutschsprachieg Hörer ab 10 Jahren. Im Südwesten der Republik ist ist neben den oben genannten Gewinnern aus dem Ländle generell viel Zuwachs zu registrieren; beim prozentualen Zuwachs liegen viele Sender im zweistelligen Plus wie etwa Baden.FM (plus 21,8 Prozent), Die neue 107.7 (plus 20,0 Prozent) oder Hit-Radio Antenne 1 (plus 17,2 Prozent). Verloren haben hier lediglich Radio Ton, Radio Seefunk und leicht auch Radio Regenbogen (minus 8000 auf jetzt 193.000 Hörer pro Werbestunde). In Rheinland-Pfalz sind quer über die Sender leichte Verluste attestiert. RPR1 beispielsweise verliert 20.000 Hörer auf eine Reichweite von nun 268.000 Hörer.
Im hohen Norden hält sich Radio Nora gut: Die Kieler können als einziger Sender in Schleswig-Holstein erneut wachsen. 7000 weitere Hörer bringen eine Reichweite vo 76.000 Radiofans pro Werbestunde mit sich. Ähnlich die Situation im Osten der Republik; anders als bei der letzten MA verlieren die meisten Stationen wieder, nur einige gewinnen hinzu. MDR1 muss sogar in allen Regionen wieder abgeben – in Thüringen, Sachsen sowie Sachsen-Anhalt. Hörer gehen auch Privatsendern von der Stange, darunter Antenne MV mit einem Minus von 15.000 auf jetzt 95.000 Hörer pro Werbestunde. Gewonnen haben dagegen – wie erwähnt – Energy Sachsen und auch Hitradio RTL Sachsen, das um knapp 27 Prozent an Reichweite auf nun 105.000 Hörer pro beworbener Duchschnittsstunde zulegen kann.
In Niedersachsen hat Hit-Radio Antenne verloren – immerhin 56.000 auf jetzt 386.00 Hörer. Damit sind die Zugewinne der Frühjahrs-MA wieder abgegeben. Radio ffn kann indes leicht um 15.000 auf nun 472.000 Hörer pro beworbener Duchschnittsstunde zulegen; der Abstand zwischen den beiden Platzhirschen wird damit größer.
Das reichweitenstärkste Angebot Deutschlands ist weiterhin Radio NRW; der Oberhausener Lokalsenderverbund kann laut der am Dienstag veröffentlichten Media-Analyse weitere 70.000 Nutzer dazugewinnen. Plus 4,5 Prozent in der beworbenen Durchschnittsstunde bei jetzt 1,613 Millionen Hörern stabilisieren den Mantelprogrammlieferanten der NRW-Lokalradios auf höchstem Niveau. Auch aus NRW gibt es fast nur Zuwächse zu melden – neben WDR 4 haben auch die Jugendwelle 1Live und WDR 2 zugelegt; letzterer zählt nun genau eine Million Radiofans pro Stunde.
Zu den Gewinnern zählen auch bundesweite Wellen wie Klassik Radio (plus 8,1 Prozent) und auch Jam FM (plus 10,4 Prozent), In der heiß umkämpften Region Berlin/Brandenburg geht es diese Mal äußerst gemischt zu – vom Prozente-Sieger Jazz Radio bis zu Motor FM, das bei der MA 2010 Radio II ganze 36,5 Prozent seiner Reichweite abgeben muss.
In der zweimal jährlich veröffentlichten Erhebung untersucht die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (AG.MA) die Radionutzung der deutschen Bevölkerung ab zehn Jahren; zum zweiten Mal inklusive der deutschsprachigen EU-Ausländer. Die Reichweite aller Wellen kann bei der MA 2010 Radio II erneut ausgebaut werden: Plus 2,4 Prozent Prozent attestiert die AG.MA allen ausgewiesenen Sendern. Die ARD-Wellen haben bei der MA 2010 Radio II beim Wachstum die Nase vorne – 3,6 Prozent stehen dem Plus von 1,2 Prozent bei den RMS-Wellen gegenüber.