Mit dem Abstand von einigen Jahren spricht Christiane zu Salm, die nach einem millionenschweren Verkauf ihrer 9Live-Anteile an ProSiebenSat.1 im Jahr 2005 gut situiert sein dürfte, auch über die Kehrseiten des TV-Geschäfts. Sie gibt zu, dass sie "oft Unbehagen bei ihrem Job" empfunden habe. "Vieles ist mir näher gegangen, als ich damals zugegeben habe", so die Wahlberlinerin im Gespräch mit B3. Sie nennt als Beispiel eine Razzia der Staatsanwaltschaft beim Mitmachsender, als 9Live unter dem Verdacht stand, Mitspieler über den Tisch gezogen zu haben. Oder als die einst amerikanischen Gesellschafter just in der Woche rund um den Geburtstermin von zu Salms erster Tochter Budgetverhandlungen anberaumt hatten. "Die wollten mich loswerden", ist der Eindruck, den die Sterbebegleiterin auch heute noch hat. Zugute kam ihr dabei, dass sie häufig unterschätzt wurde – und dass sie mit Georg Kofler einen ausgebufften Medienmanager zur Seite hatte. Der nahm die erst einen Tag alte Tochter unter seiner Fittiche, ging mit ihr spazieren – und zu Salm konnte die US-Truppe mit der telefonischen Teilnahme am Meeting überrumpeln. Vom Wochenbett aus.

MTV sei im Vergleich zu 9Live eine "gmahde Wiesn" gewesen, wie Christiane zu Salm unter Verwendung einer bayerischen Redewendung erklärt. Will heißen: Da war das Leben noch einfach. Von Anfang an bewusst als attraktive Frau auf die Position der deutschen MTV-Geschäftsführung gesetzt, sollte zu Salm nach eigenen Angaben ab 1998 dort eigentlich nur präsentieren – alles andere sollte vom europäischen Viacom-Headquarter in London gesteuert werden."Doch es kam anders", erinnert sich zu Salm, die beim Sender eine eigene Duftnote setzte, Anfang 2001 den Stuhl aber geräumt hat. Die Klischees der hübschen Blondine mit angeheiratetem Adelstitel, die ihr anhafteten, habe sie damals bewusst als Schutzschild eingesetzt. Später hat zu Salm noch in einer Monopolkommission rund um das digitale Leben gewirkt und für Burda einige Monate gearbeitet. Das alles gehört der Vergangenheit an. Über ihre Erfahrungen als Sterbebegleiterin hat sie übrigens ein Buch geschrieben, das in diversen Medien bereits besprochen wurde. 

Interessant: Der Dienstagabend stand beim BR ganz im Zeichen der ehemaligen Münchner MTV-Crew. Wenige Stunden nach dem Interview von Christiane zu Salm bei B3 war Angie Sebrich zu Gast bei der "Münchner Runde" im BR Fernsehen. Sie war einst beim Musikkanal Pressesprecherin der damaligen Senderchefin zu Salm und sorgte später als Aussteigerin für Schlagzeilen: Sebrich leitet heute eine Jugendherberge vor prachtvoller oberbayerische Alpenkulisse.

Aber hören Sie selbst, wie geerdet Christiane zu Salm heute auftritt.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.