
Machtwechsel: Heinz Bauer übergibt an Tochter Yvonne
Yvonne Bauer ist die neue Verlegerin der Bauer Media Group. Heinz Bauer hat seiner Tochter mit sofortiger Wirkung 85 Prozent Anteile des Konzerns übertragen. Aus Hamburg berichtet W&V-Korrespondent Gregory Lipinski.
Yvonne Bauer führt die Bauer Media Group fortan als Verlegerin. Sie will das Hamburger Zeitschriftenhaus als Familienunternehmen weiterführen. "Wir sind ein Familienunternehmen und werden es auch weiterhin bleiben", sagte die Geschäftsfrau. Strategisch setzt sie vor allem auf das Printgeschäft. "Print ist quicklebendig und hat Potenzial", sagte sie auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz. Vorsichtig ist sie beim Ausbau des Internetgeschäfts. Hier erzielte der Konzern im Jahr 2010 nur mäßige Umsätze von konzernweit rund 60 Millionen Euro. Yvonne Bauer: "Im Internet kann man sehr schnell Geld verlieren." Dennoch will sie den Bereich nicht aus den Augen verlieren.
Beim weiteren Ausbau des Unternehmens stünden die Erträge nicht an erster Stelle. Es ginge vielmehr darum, den Verlag weiter fit für die Zukunft zu machen. "Wir planen langfristig und sind nicht von Rendite getrieben", sagte die Verlegerin. Offenbar ist der Konzern aber auch an weiteren Zukäufen interessiert. So soll Bauer Media mit dem Erwerb des internationalen Zeitschriftengeschäftes des französischen Medienkonzerns Lagardère liebäugeln, heißt es in Branchenkreisen.
Angeblich sollen sich die Verhandlungen zwischen Bauer Media und Lagardère bereits in fortgeschrittenen Verhandlungen befinden. "Wir sind immer interessiert, wenn uns etwas angeboten wird", meint Heinz Bauer. Lagardère will sich von mehr 200 Titeln in 45 Ländern trennen, mit denen die Franzosen etwa 710 Millionen Euro umsetzen. Der Verkauf soll offenbar in einem Block erfolgen. Angeblich will Lagadère die Verhandlungen bereits 2010 zum Abschluss bringen. Zu den bekanntesten Lagardère-Titeln gehören die internationalen Ausgaben von "Elle", die Zeitschriften "Cars and Drivers" und "Woman's Day".
Sollte Bauer Media zugreifen, dürfte das Auslandsgeschäft der Hamburger immer mehr an Gewicht gewinnen. Bereits 2010 stieg der Auslandsanteil auf 60 Prozent. Der Konzern hatte erst vor einigen Jahren einen großen Teil des Portfolios von der britischen Emap-Gruppe übernommen. Dazu gehören auch diverse Radiobeteiligungen.
Damit hat Yvonne Bauer erstmals den weiteren unternehmerischen Kurs des Zeitschriftenhauses skizziert. Ihr Vater Heinz Bauer werden "mit sofortiger Wirkung" 85 Prozent der Kommanditanteile des Konzerns an die 33-Jährige übertragen, heißt es. Yvonnes Schwestern Mirja, Nicola und Saskia sind mit jeweils fünf Prozent als Kommanditisten am Unternehmen beteiligt. Der 71-jährige Heinz Bauer bleibt jedoch weiterhin persönlich haftender Gesellschafter und seiner Tochter mit Rat zur Seite stehen. "Ich werde eine zeitlang als Co-Pilot dabei bleiben", sagte er. Wenn nötig, werde er auch ins Steuer greifen.
Die bisherigen Unternehmen des Medienkonzerns würden unter dem Dach der Heinrich Bauer Verlag KG zusammengeführt, teilt der Verlag mit. Bereits zum 1. Januar 2010 hatte der Konzern Yvonnes unternehmerische Beteiligung ausgebaut, indem ihr die Mehrheiten an den neugegründeten Unternehmenssparten Yvonne Bauer Redaktions KG und der Yvonne Bauer Service KG übertragen wurden.
Mit 2,11 Milliarden Euro Umsatz, einem Plus von 18 Prozent, habe die Bauer Media Group im Geschäftsjahr 2009 "erstmals die Zwei-Milliarden-Euro-Schwelle überschritten", so die Bilanz. Davon erzielte der Verlag 57,6 Prozent im Ausland, so dass die Auslandsumsätze erstmals die inländischen übertreffen. Deutschland bleibe aber der "der mit Abstand wichtigste Markt". Für das Jahr 2010 rechnet die Mediengruppe mit einem Gesamtumsatz von 2,03 Milliarden Euro. Die Bauer Media Group beschäftigt im In- und Ausland rund 8.000 Mitarbeiter.
Für das laufende Geschäftsjahr ist das Verlagshaus optimistisch, dass in Deutschland das Geschäft zulegt. "Wir sehen gute Chancen, uns ordentlich nach vorne zu entwickeln", meint Verlagsgeschäftsführer Andreas Schoo. 2011 will Schoo neue Produkte im Print- und im Digitalgeschäft einführen. Sie sollen möglicherweise zusätzlichen Umsatz bringen. Einzelheiten nannte er hierzu nicht. jmk/gl