Das trägt vermutlich nicht eben dazu bei, das Image von Agenturen oder deren Nachwuchsprobleme zu lösen: Das Verhältnis der Gehälter zu den Arbeitszeiten hatte nach Berichten auf W&V Online zu erregten Debatten geführt.

Bei Medien-AGs sitzen auch keine ganz Armen auf den Sesseln der Chefetage: Springers Vorstandschef Mathias Döpfner (Foto) hat 2012 rund 9,6 Millionen Euro kassiert - plus extrem dicke Boni. Seine medienschaffenden Kollegen in den Redaktionen können davon nur träumen: Der Tarifvertrag für Printredakteure sieht etwa 52.700 Euro für erfahrene Journalisten vor. Damit hält Döpfner prima mit den internationalen Agenturchefs mit, weil er das 182-fache dieses Durchschnittsgehalts mit nach Hause nimmt. Freie Onliner kommen laut Honorarregelung des DJV auf etwa die Hälfte dessen, was die Printkollegen verdienen. "Online-Firster" Döpfner verdient also 306-mal so viel wie diejenigen, die seine Zukunft tragen sollen.

Gut im Rennen der Großverdiener liegt Sky-CEO Brian Sullivan. Er kam bereits 2011 inklusive langfristiger Bezüge auf rund 3,3 Millionen Euro, 2012 sind es knapp 5,7 Millionen Euro gewesen. Dabei hat er da noch im Minus gewirkt. Erst dieses Jahr - es wird das erste sein im 20-jährigen Bestehen der Münchner Pay-TV-Plattform - werden schwarze Zahlen erwartet. Das ist durchaus Sullivan zu verdanken: Der Vater von drei Kindern hat Sky übernommen, als es vor dem Abgrund stand und die AG durch geschicktes Taktieren nach vorne gebracht. So wertvoll wie noch nie ist auch der TV-Konzern schräg gegenüber in Unterföhring, ProSiebenSat.1. Dort musste sich CEO Thomas Ebeling 2012 allerdings mit gut 2,1 Millionen Euro zufrieden geben. Sein eher gemäßigtes Einkommen und die teils gute Bezahlung von Fernsehredakteuren - gut 70.000 Euro Jahresgehalt sind durchaus möglich - schaffen den Eindruck, dass das Gefälle zwischen Chefetage und den Schaffenden weniger ausgeprägt ist. Der Faktor 30 steht aber auch hier im Raum. Hinzu kommen noch Aktienoptionen oder auch Pensionsansprüche in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro, die der einfache Fernsehschaffende nie erarbeiten kann.

In der Liga von Ebeling spielt Bernhard Burgener als Vorstandschef der Münchner Constantin Medien AG mit Marken wie Sport1. Knapp 2,1 Millionen Euro hat der Konzern im vergangenen Jahr auf sein Konto überwiesen - eher Spielgeld für einen Unternehmer, der in seiner Heimat Schweiz begehrten Laaser Marmor an superreiche Hausbesitzer bringt. Aus Sicht des einfachen Redakteurs wäre schon ein Aufsichtsratsposten bei einer Medien-AG erstrebenswert. Nehmen wir nur Constantin: Aufsichtsratschef Fred Kogel hat 120.000 Euro im vergangenen Jahr eingestrichen. Dafür müssen heutzutage - nach wiederholten Krisen im Mediengeschäft - Redakteure im Schnitt drei Jahre tippen.

Beachtlich der Gehaltspegel auch in Gütersloh: Der sechsköpfige Vorstand um Bertelsmann-Chef Thomas Rabe hat 2012 insgesamt 22,4 Millionen Euro verdient. Wer was bekommen hat – da lässt sich der Konzern nicht so genau in die Karten blicken; die Größenordnungen dürften denen im Springer-Management entsprechen. Das Führungsgremium sitzt auf der Brücke eines wahren Dickschiffs der Medienbranche: Mit mehr als 100.000 Mitarbeitern hat Bertelsmann im Geschäftsjahr 2012 einen Umsatz von 16,1 Milliarden Euro erzielt.

Schwarz auf Weiß hält das Gehaltsgefälle der Manager die Hans-Böckler-Stiftungs-Liste fest: Die Vorstände deutscher Top-Konzerne haben dieser Studie zufolge vorletztes Jahr 53-mal so viel verdient wie durchschnittliche Beschäftigte in ihrer Firma. Am größten waren 2011 die Gehaltsunterschiede bei Volkswagen, wo die Vorstandsmitglieder 170-mal so viel erhalten wie ein durchschnittlicher Beschäftigter. "Enorme Gehaltsunterschiede stellten die Verfasser der Studie auch beim Handelskonzern Metro und dem Sportartikelhersteller Adidas fest", zitiert die Nachrichtenagentur DPA aus der Untersuchung. Am geringsten waren die Unterschiede der Studie zufolge bei der Commerzbank, bei Beiersdorf (Nivea) lagen die Vorstandsgehälter mit dem 20-fachen eines Durchschnittsverdienstes relativ niedrig.

sh/ps/aj


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.