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Markenimage: Die ING-Diba und der zweifelhafte Zinsvergleich
Die Direktbank ING-Diba hat sich gut durch die Finanzkrise gerettet, ihr kundenfreundliches Image wirkt. Das "Handelsblatt" hat jedoch "Kratzer" am "Saubermann-Image" entdeckt - und analysiert die fragwürdige Unterstützung eines Zinsvergleichs.
Die Direktbank ING-Diba hat sich ganz gut durch die Finanzkrise und die Skandale im Finanzsektor gerettet, ihr kundenfreundliches Image wirkt. Anfang April meldete das Bankhaus, dass es mehr als eine Million Girokonten verwalte - 2006 waren es noch 150.000. Das "Handelsblatt" hat nun jedoch "Kratzer" am "Saubermann-Image" entdeckt - und hält einen Zinsvergleich, den die Bank unterstützt und der auch die eigenen Konditionen bewertet, für fragwürdig.
Im Artikel "Die zweifelhafte Transparenz der ING-Diba" wird dargelegt, wie sich die Bank als Verbraucherversteher positioniert - mit Spenden an den Verbraucherschutz und eigenen Portalen wie finanzversteher.de. Doch nicht alle Projekte dienten ausschließlich dem Wohl der Kunden, so das "Handelsblatt". So unterstütze die Bank das Internetportal Banklupe.de, das die Konditionen für Bankprodukte wie Girokonten, Kredite, Tages- und Festgelder vergleicht - darunter auch die eigenen Konditionen.
Das Institut liege auffällig häufig in den Kundenbewertungen vorne, so die Zeitung, die der ING-Diba zudem mangelnde Transparenz vorhält. Denn Nutzer erfahren nur am unteren Ende der Seite in der Selbstdarstellung des Unternehmens, dass es den Zinsvergleich bezahlt. "Wir unterstützen Banklupe konzeptionell und inhaltlich, weil wir Transparenz zu Produkten, Preisen und Kundenbewertungen im Bankenmarkt fördern möchten", sagt ING-Diba-Sprecher Thomas Bieler - früher selber Verbraucherschützer - dem Blatt. "Außerdem möchten wir den Wettbewerb im Markt der Vergleichsportale verstärken." Die ING-Diba verweist auf das Vergleichsportal transparo.de, das die Versicherer HDI, Huk Coburg und die WGV "als Gegengewicht zu den etablierten Plattformen gestartet haben".
Einen Interessenskonflikt sieht die ING-Diba nicht: "Banklupe ist ein Vergleichsportal und testet keine Produkte", erklärt Bieler. "Marketing heißt auch: Marktplatz. Banklupe ist ein offener und transparenter Marktplatz, warum soll dieser nicht von einer Firma für Marketing betrieben werden?" Banklupe finanziere sich durch Werbe-Einnahmen und Provisionen, ein Affiliate-Modell, das auch Portale wie Check 24 nutzen.
"Ein Vergleichsportal, das von Banken gesponsert wird, ist aus unserer Sicht inakzeptabel", erklärt dagegen Annabel Oelmann, Leiterin Gruppe Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gegenüber dem "Handelsblatt". Auch anderen Vergleichsportalen stellt sie ein schlechtes Zeugnis aus: "Viele Kunden fallen auf die Illusion herein, dass solche Vergleiche unabhängig sind", sagt Oelmann. Die Geldexpertin rät deshalb zu Vergleichen der Zeitschrift "Finanztest" und dazu, immer mehrere Testportale zu nutzen.