
Martin Sonneborn: "Wir sind für jeden schmutzigen Trick zu haben"
Martin Sonneborns Dauer-Satiereprojekt "PARTEI" gilt als Vorreiter für Embedded Marketing. Im Interview mit W&V Online spricht der frühere "Titanic"-Chef über käufliche Wahlwerbung und fordert Zwangsabos für W&V.
Sie gilt als Vorreiterin des Embedded Marketing – die „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“, kurz: die PARTEI. Gegründet von Titanic-Redakteuren, sorgte sie 2005 für Aufsehen, als sie ihre Spots zur Bundestagswahl an Werbungtreibende verhökerte. Kein Format mit Zukunft, meint PARTEI-Vorsitzender Martin Sonneborn im Interview mit W&V Online. Er hat andere Pläne.
W&V: Herr Sonneborn, sehen Sie Spots der „Parteien zur Wahl“ als zukunftsträchtiges Werbeformat für Konzerne?
Sonneborn: Unsere Erwartungen haben sich hier nicht erfüllt. Es brauchte einige Anrufe bei führenden Werbeagenturen, bis Sebastian Turner von Scholz & Friends die Fluglinie Hapag-Lloyd Express als Werbekunden vermittelte, und die benannte sich wenig später lieber um. Im Nachhinein wundert mich, dass Turner und Agentur das nicht ähnlich handhabten.
Voriges Jahr ließen Sie sich für ein Interview vor einem Plakat des Streifens „Wickie und die starken Männer“ filmen. Kamen Sie gerade aus dem Film, oder hat Regisseur Michael Herbig Ihnen Freikarten versprochen?
Weder noch, aber ich danke Ihnen trotzdem für die Frage. Tatsächlich war das „Wickie“-Plakat reiner Zufall. Es hätte auch „Hanni & Nanni“ sein können.
Haben Sie andere Formen des Embedded Marketing für Ihre Partei im Auge?
Wir sind für jeden schmutzigen Trick zu haben. Dass wir in Wirtschaftskreisen dennoch als unseriös gelten, irritiert mich. Wenn die Konditionen stimmen, sind wir gern bereit, die gesamte PARTEI nach den Wünschen unserer Werbekunden auszurichten.
Das PARTEI-Motto lautet demnach: Werben & Verkaufen?
Sonneborn Ich danke Ihnen auch für diese Frage.
Fällt Ihnen ein Grund ein, warum die W&V-Redaktion Ihre Äußerungen in der Berichterstattung aufgreifen sollte?
Ja. In diesem Fall wird die PARTEI nach Machtübernahme bundesweit W&V-Zwangs-Abos einführen. Vorausgesetzt, dem Verlag geht das Papier nicht aus.
Sie setzen sich für eine Mindesthaltbarkeit politischer Positionen von 48 Stunden ein. Gilt Ihre Zwangs-Abo-Zusage so lange?
Sonneborn Länger. Bis nach der Wahl und für die gesamte Wahlperiode.