Ursprünglich hatten die Demonstranten vor den Sitz der Regierungspartei Fidesz (Bund Junger Demokraten) ziehen und dort mitgebrachten Elektroschrott niederlegen wollen. Doch die Polizei genehmigte nur einen Umzug bis zum nahe gelegenen Heldenplatz. Dennoch zog eine Gruppe von Demonstranten nach Ende der Kundgebung zum Fidesz-Sitz und bewarf das Gebäude mit Elektro-Schrott.

Unter diese Demonstranten mischten sich, wie Augenzeugen berichteten, auch Fußball-Hooligans. Diese stürmten den Fidesz-Sitz und verwüsteten einige Büros. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben vom Montagmorgen sechs Randalierer fest.

Die Fidesz-Parlamentsfraktion verurteilte in einer Stellungnahme am späten Sonntagabend die Gewalt gegen den eigenen Parteisitz. Zugleich kündigte die Fraktion an, den Gesetzesentwurf so zu verändern, dass die neue Steuer mit 700 Forint pro Monat und Nutzer "gedeckelt" wird.

Die Demonstration am Sonntag war der machtvollste Protest gegen die Orban-Regierung seit mehr als zwei Jahren. Unterstützt hat sie auch EU-Digitalkommissarin Kroes. "Ich rufe Euch dazu auf, Euch den Menschen anzuschließen (...), die über #Ungarns Internet-Steuerpläne empört sind und heute (...) protestieren werden", teilte sie via Twitter mit.

Orban regiert in Ungarn seit 2010 mit einer verfassungsändernden Zweidrittelmehrheit im Parlament. Kritiker werfen ihm autoritäre Anwandlungen vor. Die Maßnahmen seiner Regierung zur Einschränkung der Medienfreiheit und Rechtsstaatlichkeit sowie die Sonderbesteuerung von internationalen Unternehmen haben zu zahlreichen Konflikten mit der Europäischen Union (EU) geführt.