
Medienaufsicht reibt sich erneut an RTL-Reihe „Erwachsen auf Probe“
„Ethisch und pädagogisch unverantwortlich“ findet die Jugendschutzkommission KJM der Medienanstalten die RTL-Reihe. Aber eingreifen können die Medienwächter nicht.
Die RTL- Dokusoap „Erwachsen auf Probe“ wird von den Medienanstalten weiterhin für „ethisch und pädagogisch unverantwortlich“ eingestuft. Allerdings sehen die Medienwächter keine rechtliche Handhabe zum Eingreifen. Das teilt die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) am Donnerstag nach Sichtung der Folgen drei bis sieben mit. Wie schon in einer ersten Sitzung nach der am 3. Juni ausgestrahlten ersten Doppelfolge kann die KJM keine Rechtsverstöße feststellen. Auch Klagen von Privatpersonen und Verbänden bei der Staatsanwaltschaft Köln blieben erfolglos, da kein Straftatbestand erkennbar war.
Die RTL-Reihe erregt seit Monaten den Unmut vieler Verbände und Politiker, weil in „Erwachsen auf Probe“ Teenager den Umgang mit Babys und Kleinkindern erlernen. Die Eltern gaben zu diesem Zweck ihren Nachwuchs bis zu vier Tage an die Jugendlichen ab. Laut RTL hatten die Erziehungsberechtigten ihre Kinder jedoch immer per Monitor unter Kontrolle.
Auch wenn die Folgen rechtlich zulässig seien, kritisiert die KJM die Sendung. „Der vermeintlich pädagogische Ansatz dient RTL als Alibi, um die Schwierigkeiten unerfahrener jugendlicher Protagonisten im Umgang mit teils weinenden und unglücklichen Babys und (Klein)Kindern als dramaturgische Effekte zu nutzen und zu Unterhaltungszwecken einzusetzen“, erklärt der KJM-Vorsitzende Wolf- Dieter Ring. Von Eltern und Erziehern werde grundsätzlich erst eingegriffen, wenn sich die Kinder in einer gefährlichen oder problematischen Situation befinden.
Dass die Reihe beim Publikum einen allzu großen Schaden anrichtet, steht indes nicht zu befürchten. Anders als viele schlagzeilenverdächtige Formate von RTL schneidet „Erwachsen auf Probe“ bei den Quoten unter Senderschnitt ab. Mit 1,38 Millionen Zuschauern bei den 14- bis 49-Jährigen reicht es in dieser Woche noch zu 14,6 Prozent Marktanteil.