Medientage München: "Zusammenstehen in Zeiten von Google TV“
In Zeiten von Google TV müsse man zusammenstehen, sagt ZDF-Intendant Markus Schächter auf den Medientagen München in Richtung Verlage. Zu seiner Beruhigung erteilte CSU-Chef Seehofer Werbeverboten bei ARD und ZDF vorerst eine Absage.
Erstaunlich gesprächsbereit zeigen sich die Vertreter von ARD und ZDF auf den diesjährigen Medientagen München, die am Mittwoch mit der „Elefantenrunde“ eröffnet worden sind. In Zeiten von Google TV müsse man zusammenstehen, sagt ZDF-Intendant Markus Schächter in die Runde aus Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner, Burda-Lenker Paul-Bernhard Kallen oder auch VPRT-Präsident Jürgen Doetz.
Ebenso wie Schächter will sich der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust mit den Verlegern ins Gespräch begeben. Es geht einmal mehr um den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung, den Döpfner nun auch bei den neuen mobilen Geschäftsmodellen befürchtet. Boudgoust räumt ein: „Wir müssen erst Erfahrungen sammeln.“ Aber man wolle von ARD-Seite aus in Erfahrung bringen, „was Verlegern wehtut und was dem Geschäft der Verlage schadet“.
Auch das Treffen der Ministerpräsidenten in der kommenden Woche rund um den neuen Rundfunkstaatsvertrag und die anstehende Gebührenreform ist Thema der Elefantenrunde gewesen. Doetz appelliert erneut, die Länder mögen endlich für mehr Gleichgewicht zwischen privatem und öffentlich-rechtlichem TV sorgen. Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer macht indes den Hoffnungen auf ein baldiges Werbeverbot bei ARD und ZDF einen Strich durch die Rechnung; nächste Woche wollen ihm zufolge die Länder auch darüber beraten, wie mittelständische Firmen ein Mehr an Gebühren verhindern können, wenn 2013 die Haushaltsabgabe kommt. Erst müsse diese Frage gelöst und zudem der stabile Beitrag gewährleistet sein. Erst zu einem späteren Zeitpunkt will die Politik das Thema Werbefreiheit wieder aufgreifen.
Klar gemacht hat Schächter zudem erneut, dass das Astra-Projekt HD+ nichts für die öffentlich-rechtlichen Sender sei. Er spricht von einem „heimlichen Weg über HD+, das Free-TV in Pay-TV einzukapseln“. Bei HD+ werden hoch auflösende Programme via Satellit verbreitet und gegen eine technische Gebühr von fünf Euro pro Monat angeboten. Die TV-Familien RTL und ProSiebenSat.1 sind von Anfang an dabei. RTL-Chefin Anke Schäferkordt verteidigt das Projekt; es sei nötig, um den Übergang auf das aufwändigere HD zu finanzieren – anders als bei ARD und ZDF, die von der Gebührenkommission KEF dafür 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt bekommen. Kein Wunder, dass Schächter so „tiefenentspannt“ über das Thema spreche, so Schäferkordt.
Mit Blick auf die neue Distributions-Plattform Internet, die zunehmend auch von TV genutzt wird, plädiert Springer-Chef Mathias Döpfner für eine neue Regulierung. „Wir kommen mit dem alten Ritual nicht weiter, wir brauchen eine grundsätzlich neue Architektur.“