
Mehr News: Medienwächter locken Privatsender mit Werbe-Zuckerl
Wie bekommt man mehr Nachrichten in private Vollprogramme? Ein Gutachten der Medienanstalten schlägt mehrere Werbe-Anreize vor.
Im Nachgang zum Hickhack um N24 arbeiten die Medienanstalten an Konzepten, wie sie Nachrichtensendungen mit mehr Qualität in privaten TV-Sender fördern können. Sie haben beim Hans-Bredow-Institut ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die "Optionen für eine anreizorientierte Regulierung der Leistungen privater Rundfunkveranstalter" auslotet. Im Zentrum: die begehrte Werbezeit. Die Wochenzeitung "Zeit" hat vorab einen Blick ins Gutachten hineingeworfen und berichtet darüber, wenn an diesem Donnerstag in Berlin auf dem Symposium der Landesmedienanstalten das Ganze vorgestellt wird.
Ein Vorschlag sieht vor, dass es künftig für die Kommerziellen weniger strenge Werberegeln geben könnten. So sind etwa bei TV-Sendern so genannte Single-Spots sehr beliebt, die nicht in einem Werbeblock untergehen. Sie sind nach europäischem Recht nur in Ausnahmefällen erlaubt. Das Gutachten schlägt vor, bestimmten Vollprogrammen generell diese Ausnahme zu gestatten. Mit diesem Wunsch ist der Privatfunkverband VPRT zuletzt bei der Novelle der EU-Fernsehrichtlinie baden gegangen. Stattdessen gibt es seither in Europa Erleichterungen beim Product Placement, die aber den Sendern und ihren Vermarktern weitaus weniger Erlöse einbringen.
Des Weiteren geht das Gutachten davon aus, dass ein besser auffindbarer Platz in der Kabelbelegung einen guten Anreiz bieten würde, um mehr und bessere Nachrichten in den Programmen zu platzieren. Um festzuhalten, was tatsächlich Qualitätsprogramm ist und was nicht, schwebt Thomas Fuchs, dem Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, ein Prüfsystem vor. Es soll wie eine Iso-Zertifizierung funktionieren und nicht nur die Minutenzahl als Maßstab nutzen. "Die Anzahl der ausgebildeten Journalisten in den Redaktionen, die Dichte des Korrespondentennetzes, so etwas könnte eine Rolle spielen", sagt Fuchs der "Zeit".
Die Debatte um Qualität im TV ist entbrannt, nachdem ProSiebenSat.1-CEO Thomas Ebeling vor gut einem Jahr in der heißen Phase des Verkaufs des Nachrichtensenders N24 darauf gepocht hat, dass ein Sender wie Sat.1 ohne den News-Zulieferer N24 weiterhin seine News-Pflicht erfüllen würde - und dafür billiger Nachrichten beziehen könnte. Auch die erwartete Schrumpfkur bei N24 selbst hat die Medienanstalten nachdenklich gestimmt. Die Medienwächter geben sich nach wie vor nicht überzeugt.