ZDF Fernsehrat:
Mehr Transparenz beim ZDF: Bellut verschärft Regeln für Gewinnspiele
Vor dem Fernsehrat in Mainz hat ZDF-Intendant Thomas Bellut über die Zukunft des Senders gesprochen: Gewinnspiele sollen fortan strenger geregelt werden, Programmexpansionen wegfallen. Der Digitalkanal ZDFkultur soll Sparmaßnahmen zum Opfer fallen.
Wie sieht die Zukunft der ZDF-Programmfamilie aus? Vor dem Fernsehrat in Mainz hat Intendant Thomas Bellut am heutigen Freitag zu dieser Frage Stellung genommen. Programmliche Expansionen solle es vorerst nicht mehr geben, diese Zeiten seien vorbei. Darüber hinaus hat Bellut den Vorschlag unterbreitet, den Digitalkanal ZDFkultur einzustellen. Bereits vor einigen Wochen war dieses Vorhaben bekannt geworden. Grund dafür seien die hohen Einsparauflagen der KEF.
Das Festhalten an den weiteren Digitalkanälen ZDFneo und ZDFinfo hält Bellut hingegen weiterhin für "unverzichtbar für den nachhaltigen Erfolg". Sie "haben deutlich zur Verjüngung der Marke ZDF beigetragen", so der Intendant. Während im vergangenen Jahr noch durchschnittlich 3,8 Millionen Zuschauer gemessen wurden, sind es im angelaufenen Jahr bereits fünf Millionen. Seit dem Relaunch von ZDFinfo 2011 habe sich der Marktanteil in der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen versechsfacht. Auch setzt Bellut in Zukunft auf die Mediathek - durchschnittlich zwei Millionen Mal werden hier im Monat Videos aufgerufen. Das Programm lege weiterhin einen Schwerpunkt auf Informationsprogramme für junge Zuschauer. Zur diesjährigen Bundestagswahl solle es mit "log in" etwa eine interaktive Politik-Talkshow im Hauptprogramm geben.
Zudem hat sich das ZDF dazu entschlossen, seine Regeln für Gewinnspiele zu verschärfen. Um "größtmögliche Klarheit" zu schaffen, solle die Vermarktung eines Sendetitels durch einen Moderator künftig ausgeschlossen werden. Bei der Akquise der Gewinnspiele sollen auch keine Beauftragten mehr eingeschaltet werden. Die Verlosung von Fahrzeugen bei "Wetten, dass..?" falle ab dem kommenden Sommer weg.
Der ZDF-Show-Dampfer war Anfang des Jahres in die Schlagzeilen geraten als "Der Spiegel" und das "Handelsblatt" berichteten, wie die Firma Dolce Media Werbepartner beschafft haben soll, was eine mögliche Plattform für Schleichwerbung gewesen sei. Dolce Media gehört dem Bruder von Ex-Moderator Thomas Gottschalk, Christoph Gottschalk. Am Unternehmen war bis vor einigen Jahren auch die ZDF-Tochter ZDF-Enterprises beteiligt. Mit den Worten "Ich kann nur sagen, dass nach bisherigem Kenntnisstand die Clearingstelle gut gearbeitet hat und verhindert hat, dass es zu solchen Verstößen kommt» wies Bellut die Vorwürfe zurück."
Vor dem Presserat verkündete der Intendant weiter, dass er der Zusammenarbeit mit der ARD an einem gemeinsamen Jugendkanal aufgeschlossen gegenüberstehe - allerdings unter einigen Bedingungen: So müsse es etwa eine klare Beauftragung durch die Bundesländer sowie eine ausreichende Finanzaustattung geben. Weil die angestrebte Zielgruppe (14 bis 29 Jahre) sehr inhomogen sei, bewege man sich in "einer Qualitätsnische mit einem sehr überschaubaren quantitativen Erfolg". Bellut geht bei der Finanzierung von etwa 50 bis 60 Millionen Euro aus - mit einem mögöichen Programmstart rechne er nicht vor 2017.
Beim Onlineangebot setze das ZDF zukünftig auf mehr Transparenz, heißt es weiter. Deutlich mehr Informationen über den Sender, seine Organisation und Finanzen kündigte der Intendant an. Die Transparenz stoße allerdings dort an Grenzen, wo datenschutzrechtliche, persönlichkeitsrechtliche oder aus anderen Gründen vertrauliche Aspekte berührt würden.