Vorher war jedoch eine Menge Überzeugungsarbeit nötig, vor allem bei der Mediaagentur, wie sich Agenturchef Jürgen Staubesand erinnert: "Das Argument der Mediaagentur war natürlich die zunächst fehlende Reichweite. Unser Konzept beruht aber auf Kontinuität und bezieht das Format und die Platzierung als wichtigstes Kriterium mit ein." Staubesand plädiert, dass sich Werbungtreibende vom "reinen Reichweitendenken" bei Handelskampagnen lösen müssten. "Wenn ich wirklich Reichweite einkaufe, kaufe ich ein Mix aus Primetime und Drivetime und das wird über eine überschaubare Periode verteilt. Das bindet aber sofort ein derart großes Budget, dass dem Handel (und hier auch monetär potenten Handelsgruppen) die finanzielle Luft ausgeht." Die Agentur schlug stattdessen die lange Laufzeit von sechs Monaten vor, um die fehlende Reichweite zu kompensieren. Print schied aus Kostengründen aus.

Gerade bei Handelswerbung müsse es darum gehen, sich nachhaltig vor Ort bei den Kunden zu verankern. "Ein Automobil ist kein Brühwürfel", so Staubesand. "Der lokale Handel ist mehr als ein Dienstleister, der das hübsche Metall des Herstellers unter das Volk bringt. Der Handel ist Dienstleister rund ums Auto, für Service, für Gebrauchtwagen und vieles andere." Deshalb müsse er raus aus der Masse der regulären Werbeblöcke und "Hardselling Spots" - "das konnte unser Konzept besser erreichen als eine Vielzahl von 30 Sekündern."

Der Erfolg: Im Juni 2010 verfügten beide Automarken über eine gewisse lokale Bekanntheit (Moll: 77 Prozent, Nordrhein: 58 Prozent) und Sympathie (Moll: 29, Nordrhein: 30) bei den Befragten. Beide Autohäuser punkteten besonders im Bereich Kompetenz und Modernität. Nach der Kampagne - im November - zeigte sich für beide Händler eine Steigerung der Bekanntheit um bis zu zehn Prozent. Auch die Sympathie stieg um 7 Prozent (Moll) bzw. (15 Prozent) Nordrhein. Die Imagewerte (Service, Angebote, Kompetenz, Modernität) legten ebenfalls deutlich zu. Das Fazit der begleitenden Marktforscher vom Medienbüro Forschung und Beratung Köln: "Das definierte Ziel eines positiven Imagetransfers ist erreicht worden."

Staubesand erklärt die Vorteile dieser Form von Handelswerbung: ""Durch eine klare Rahmenkonstante kann das Format leicht durch verschiedene Handelspartner umgesetzt und mit jeweils individuell gestalteten Inhalten befüllt werden." Eine Art "stets neu gestaltetes 'Schaufenster' - aber eben im Radio. Ob Audi das Experiment fortführt und im Mediamix verankert, ist noch nicht geklärt.


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.