
Nachrichtenagenturen: Neue Angebote für Kunden
Im Kampf um Marktanteile gehen die rivalisierenden Nachrichtenagenturen dpa sowie ddp innovative Wege. Beide suchen stärker den Dialog mit dem Kunden. Auch Bewegtbild ist in Planung.
Im Kampf um Marktanteile gehen die rivalisierenden Nachrichtenagenturen dpa sowie ddp innovative Wege. Die Deutsche Presseagentur (dpa) bietet künftig ihren Kunden wie Zeitungen, Zeitschriften sowie TV- und Radiostationen ein neues Nachrichtenportal an, um Blattmachern, Programmchefs sowie Online-Verantwortlichen die aktuelle Planung ihrer Medien und Dienste zu erleichtern. Dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner spricht hierbei von einem "Navigator für Profis".
Das Besondere: Die Webseite verfügt unter anderem über einen Rückkanal. Kunden können in einem Kommentarfeld Fragen, Hinweise, Wünsche oder Kritik zu dpa-Berichten äußern. Damit will Büchner den Austausch zwischen Nachrichtenagentur und Kunden verbessern, um stärker und individueller auf die Bedürfnisse der Redaktionen im täglichen Nachrichtengeschäft einzugehen. "Wir müssen den direkten Dialog mit unseren Kunden organisieren", erklärt der dpa-Chefredakteur. Die Folge: Die Zahl der Meldungen könnte abnehmen, weil die Nachrichtenagentur mehr "Klasse statt Masse" produziere, heißt es. Dpa liefert täglich mehr als 6000 Meldungsobjekte, darunter Texte für den Basisdienst sowie Fotos und Infografiken.
Ein ähnliches Portal ruft derzeit auch der dpa-Konkurrent ddp ins Leben. Laut Süddeutsche Zeitung experimentiert ddp/DAPD mit einem Newsplaner. Die Redaktionen können sich hier einen schnellen Überblick verschaffen, zu welchen Themen und Terminen die Agentur Beiträge plant. Zusätzlich stattet die Agentur ihr neues Angebot mit einer Kommentarfunktion aus. Wie beim neuen dpa-Nachrichtenportal haben auch hier die Redaktionen die Möglichkeit, thematische Wünsche an die Agentur zu äußern.
Dagegen werden Nutzer der Newsportale weder bei dpa noch ddp vorerst Bewegtbilder finden. "Bei Bewegtbild befinden wir uns in der Planung", so Büchner. In diesem Jahr wird dpa hier nicht aktiv. Der Grund: Die Nachrichtenagentur überlegt sich offenbar sehr genau, ob sie in ein Bewegtbild-Angebot massiv Geld investiert, wenn hierfür auf Seiten der Kunden kaum Interesse bestünde.
Für das neue Newsportal müssen dpa-Kunden keinen Cent mehr zahlen. Die Nachrichtenagentur hatte bereits seit vergangenem Jahr an dem Konzept für das Portal gearbeitet und es einem umfangreichem Test unterzogen. Daran nahmen 45 Verlagen teil.
Der jetzige Vorstoß beider Agenturen dürfte dazu führen, dass das Nachrichtengeschäft noch härter wird. Viele Verlage leiden unter Leserschwund. Um höhere Auflagen bei ihren Print-Produkten zu erreichen, müssen sie noch stärker auf die Wünsche ihrer Käufer eingehen. Zudem hat sich durch den Digitalisierung die Medienwelt stark verändert. Immer mehr Printhäuser bauen ihre Online-Medien aus. Sie werden aber mit ihren Webseiten mittel- bis langfristig nur dann Geld verdienen, wenn sie ihren Nutzern ein attraktives Nachrichtenangebot liefern, das sprachlich und optisch punktet.